: Wie sicher ist die Rente wirklich?
Während die einen Renten-Stabilität fordern, sehen andere dringenden Reformbedarf. Doch welche Auswirkungen hätte das gescheiterte Rentenpaket II tatsächlich gehabt? In Systemrelevant ordnet Sebastian Dullien die Debatte.
[19.02.2025]
In der Rentendebatte werden oft Modelle und Zahlen präsentiert, die jedoch häufig nicht transparent oder öffentlich zugänglich sind. Viele dieser Berechnungen stützen bestimmte politische Thesen, ohne dass ihre Grundlagen nachvollziehbar sind. Um mehr Klarheit zu schaffen, wurde mit Unterstützung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) ein Open-Source-Rentenmodell entwickelt. Dieses Modell, das in Zusammenarbeit mit Camille Logeay und João Domingues Semeano von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin entstanden ist, soll künftig Forschenden ermöglichen, die Berechnungen selbst zu überprüfen und so eine fundiertere Diskussion zu fördern.
Für eine aktuelle IMK-Studie simuliert das Modell, wie sich die hypothetische Gesetzeslage der Rentenversicherung nach Einführung des Rentenpakets II entwickeln würde. Es basiert auf der mittleren demografischen Projektion für Deutschland, wie sie im Rentenversicherungsbericht des Bundesministerium für Arbeit und Soziales vorgestellt wird. In einem zweiten Schritt wird die interne Rendite für Männer und Frauen der Geburtsjahrgänge 1940 bis 2010 in Westdeutschland berechnet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Rentenauszahlungen durch das Rentenpaket II deutlich stärker gestiegen wären als die Einzahlungen. Für alle untersuchten Jahrgänge hätten sich die Renditen verbessert, am stärksten jedoch für die 1970er-Jahrgänge.
Das Rentenpaket II sah vor, das Rentenniveau bis 2050 auf 48 Prozent zu stabilisieren, was zu höheren Beitragssätzen und leicht steigenden Bundeszuschüssen geführt hätte. Laut Sebastian Dullien, Direktor des IMK , wird oft das Argument vorgebracht, dass höhere Beiträge ungerecht gegenüber jüngeren Generationen seien. Er weist jedoch darauf hin, dass dieses Argument nicht ganz zutrifft, da junge Generationen aufgrund der steigenden Lebenserwartung länger Rente beziehen werden. Diese längeren Rentenzahlungen erforderten höhere Beiträge, weil Menschen, die länger leben, mehr einzahlen müssen, um im Alter ausreichend Rente zu erhalten.
Dullien betont, dass vor dem bestehenden Rentensystem keine Angst bestehen müsse, solange es stabil bleibe. Zudem rät er dazu, sich politisch für eine Stabilisierung des Systems einzusetzen, da es ein wesentlicher Bestandteil der Altersvorsorge und in gewisser Weise existenzsichernd bleiben sollte.
Weitere Zahlen, Ergebnisse und Argumentationen werden im Verlauf dieser Folge besprochen. Zudem wird die wichtige Frage diskutiert, ob der Staat einen Teil der Rentenmittel in Aktien investieren sollte, um die Altersvorsorge langfristig und zukunftssicher zu gestalten.
Weitere Informationen
Stabilisierung des Rentenniveaus verbessert Renten-Rendite für alle Jahrgänge zwischen 1940ern und 2010; Pressemitteilung vom 13.02.2025
Simulationsergebnisse für verschiedene Geburtsjahrgänge zum gescheiterten Rentenpaket II der Ampel-Regierung: Stabilisierung des Rentenniveaus: Wer verliert und wer gewinnt wirklich? Domingues Semeano, João; Dullien, Sebastian; Logeay, Camille; Stein, Ulrike (2025); IMK Policy Brief Nr. 186
Transkript der Folge 231 (PDF)
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In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.
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