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Systemrelevant Podcast: Wie sich die Arbeits- und Lohnstückkosten entwickelt haben

IMK-Direktor Sebastian Dullien spricht über die Entwicklung der Arbeits- und Lohnstückkosten, welche Faktoren diese beeinflussen und deren Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft.

[12.07.2023]

In den letzten Jahren wurden die Arbeitskosten in Deutschland und den meisten EU-Ländern durch mehrere Krisen geprägt. Während sie im ersten und zweiten Jahr der Corona-Pandemie nur langsam gestiegen sind, gab es im Jahr 2022 einen deutlichen Anstieg. Dieser Anstieg ist auf Energiepreisschocks und hohe Inflation in ganz Europa zurückzuführen und war der größte seit den 2000er Jahren. Diese Entwicklungen haben auch Auswirkungen auf die Arbeits- und Lohnstückkosten.

Sebastian Dullien erläutert zu Beginn des Podcasts, wie diese Kennzahlen definiert werden. Kurz gesagt: Arbeitskosten umfassen nicht nur den Bruttolohn, sondern auch die Lohnnebenkosten wie Arbeitgeberanteile zu den Sozialbeiträgen und anfallende Steuern. Lohnstückkosten setzen die anfallenden Kosten in Bezug zu einer bestimmten Leistung, einem Produkt oder einer Dienstleistung.

In Deutschland betragen die Arbeitskosten in der Privatwirtschaft 40 Euro pro Stunde und liegen damit im EU-Vergleich an sechster Stelle. Zum Vergleich: In Bulgarien betragen die Arbeitskosten 8 Euro pro Stunde. Bedeutet dies, dass Deutschland im Vergleich zu Bulgarien nicht wettbewerbsfähig ist? Nein, sagt der IMK-Direktor. Um aussagekräftige Vergleiche anzustellen, sollte man die Produktivität in Betracht ziehen und Länder mit ähnlichem Niveau vergleichen. Dullien spricht von drei Gruppen, die man definieren kann: Länder mit hohen Arbeitskosten, mittleren Arbeitskosten und niedrigen Arbeitskosten. Deutschland liegt mit seinen Arbeitskosten in der Spitzengruppe, angeführt von Luxemburg mit 50,40 Euro.

Produktivität hängt nicht nur von Bildung ab, sondern auch von der vorhandenen Infrastruktur, den Unternehmensabläufen, der Mitbestimmung und den Verwaltungsabläufen. Laut Dullien tragen bestimmte Formen der Mitbestimmung zur Steigerung der Produktivität bei, da das Wissen der Beschäftigten stärker in die Prozesse einfließt.

Im Jahr 2022 lagen die durchschnittlichen Arbeitskosten im Euroraum bei 33,30 Euro und in der gesamten EU bei 30,20 Euro. Der starke Anstieg der Arbeitskosten im deutschen Dienstleistungssektor war vor allem auf die Anhebung des Mindestlohns auf 12 Euro zurückzuführen.

Die Entwicklung der Lohnstückkosten gibt Anhaltspunkte für den Inflationsdruck, der von den Löhnen ausgeht. Ein starker Anstieg der Lohnstückkosten deutet auf Inflationsdruck hin und gibt auch Aufschluss über die relative Wettbewerbsfähigkeit.

In Deutschland stiegen die Lohnstückkosten im Jahr 2022 um 3,8 % und damit stärker als im Euroraum (3,3 %). Dennoch gibt es keinen Grund zur Sorge, da die deutsche Wettbewerbsposition unverändert bleibt. Im Durchschnitt der letzten drei Jahre stiegen die Lohnstückkosten in Deutschland mit 2,4 % pro Jahr langsamer an als im gesamten Euroraum (2,5 %).

Sebastian Dullien erläutert im weiteren Verlauf der Folge die Auswirkungen des Anstiegs der Arbeits- und Lohnstückkosten auf die deutsche Wirtschaft.

Moderation: Marco Herack

Alle Informationen zum Podcast

In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.

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