Quelle: HBS
Service aktuellPodcast Systemrelevant: Wie geht es den Erwerbstätigen im zweiten Corona-Sommer?
Von der Arbeitssituation über die Impfwilligkeit bis zu Zweifeln an der Politik – die Themen des zweiten Corona-Sommers sind auch die Themen der neuen Podcast-Folge.
[05.08.21]
Bettina Kohlrausch und Marco Herack besprechen die Ergebnisse der aktuellen Erwerbspersonenbefragung und die vielerorts vorhandenen gemischten Gefühle: Wieso ist die Angst vor Arbeitslosigkeit gesunken, gibt es noch Vertrauen in die Institutionen des Staates, ist Entspannung nach dem Ende des Lockdowns eingekehrt, wie steht es um die Impfbereitschaft und wie blicken die Befragten auf den Herbst?
Eine Erkenntnis der aktuellen Befragungsergebnisse, die vom 29. Juni bis zum 13. Juli lief, ist, dass die Angst vor Arbeitslosigkeit unter den Befragten merklich gesunken ist. Obwohl es nach wie vor viele Menschen in Kurzarbeit gibt, scheint das Vertrauen in das Instrument "Kurzarbeit" mittlerweile so groß, dass die Menschen überzeugt sind, dass durch Kurzarbeit Arbeitsplätze, auch ihre eigenen, gesichert werden.
Das Ende des "Lockdowns" führte, ähnlich wie im letzten Jahr beim ersten Corona-Sommer, in breiten Kreisen der Befragten zu Entspannung und weniger Belastung. Eine Ausnahme davon bilden allerdings die Alleinerziehenden. Grundsätzlich hängt der Grad der Entspannung eng damit zusammen, in welcher konkreten Lebenssituation die Menschen sich befinden: Eltern fühlen sich etwa stärker belastet als Menschen ohne Kinder, Mütter beispielweise stärker als Väter.
Hat "die Politik" gute Arbeit geleistet?
Die Zustimmungswerte für die Corona-Politik der aktuellen Bundesregierung sind an einem Tiefstand angekommen. Zum Anfang der Erwerbstätigenbefragung im Frühling 2020 waren noch 65 Prozent der Befragten mit dem damaligen Krisenmanagement zufrieden, aktuell sind es nur noch 39.
Die Unzufriedenheit scheint aber nicht in Gänze auf alle Institutionen übertragbar, so WSI-Direktorin Bettina Kohlrausch, denn bis zu einem gewissen Grad hat das System mit seinen existenten Institutionen den Beweis angetreten, dass es krisenfest ist vielleicht auch in Hinblick auf kommende Transformationen.
Frust und Äger hat sich in der Bevölkerung wohl insbesondere betreffend der Inkonsistenz bei der Impfpolitik, der Beschaffung und Empfehlungen von Impfstoffen, oder auch bei der Bildungspolitik, dem Hin und Her beim Öffnen der Schulen, gezeigt.
ARBEIT MUSS VOR ARMUT SCHÜTZEN
Das WSI hat auch versucht im Rahmen der Befragung herauszufinden, wer durch die Corona-Krise die meisten Einbußen hatte. Mittlerweile scheinen 53 Prozent aller Haushalte von Einkommentseinbußen betroffen. Leider am häufigsten damit konfrontiert: Haushalte, die auch schon vor der Krise am wenigsten hatten.
In den letzten Wochen sei im Zuge der Diskussionen über das Steuersystem ganz viel über Verteilung geredet worden, und wichtig wäre laut Kohlrausch in diesem Zusammenhang mal zu erwähnen, dass der Arbeitsmarkt auch ein Instrument der Verteilung ist – auch der Umverteilung.
Wird nun Geld investiert, um Menschen vor den Auswirkungen der Krise zu schützen, dann ist wichtig, dass es bei denen ankommt, die es am dringendsten brauchen. Und das habe nur bedingt funktioniert, die Lasten der Krise sind nicht fair verteilt und die, die vorher schon wenig hatten, müssen mehr schultern.
Weitere Informationen zur Folge
Pressemitteilung: Weniger Erwerbstätige fürchten um Job, Belastungsgefühle sinken, aber hohe Unzufriedenheit
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In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.
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