Quelle: HBS
Service aktuellSystemrelevant Podcast: Warum das Klimageld kein Instrument der Umverteilung ist
Sebastian Dullien erläutert, wieso das Klimageld nicht allein einen sozialen Ausgleich bewirken kann, sondern warum es mehrere Maßnahmen braucht, um Haushalte zu entlasten.
[25.01.2024]
Die Idee hinter dem Klimageld ist folgende: Die steigenden Kosten durch die CO2-Bepreisung sollten damit abgefedert werden, sodass denen geholfen ist, die wenig verbrauchen und diejenigen, die viel verbrauchen, bestraft werden. Da ärmere Menschen im Durchschnitt weniger CO2 verbrauchen, sollten diese entlastet und Reiche, die im Durchschnitt mehr verbrauchen, belastet werden.
Das Problem bei diesen Berechnungen sei, so IMK-Direktor Sebastian Dullien, die Annahme eines Durchschnitts. Es kann beispielsweise auch bei Menschen mit gleichem Einkommen doch recht große Unterschiede geben: Die Kompensation mittels Klimageld ist für jemanden, der zentral in Berlin in einer sanierten Wohnung oder einem Neubau wohnt und mit dem öffentlichen Nahverkehr sich bewegen kann, ungleich größer als für jemanden, der auf dem Land in Brandenburg in einem alten, schlecht sanierten Haus wohnt und aufgrund des Mangels an Alternativen immer mit dem Auto fahren muss.
So gäbe es viele Bevölkerungsschichten und Haushalte, die netto einbüßen werden – nach Berechnungen des IMK sogar knapp die Hälfte. 11 Prozent könnten ab 2027, wenn der EU-weite CO2-Preis kommen soll, sogar recht große Verluste haben. Dies würde 4,7 Millionen Haushalte bedeuten. Bei den Median-Einkommen gäbe es die größte Anzahl an Verlierern.
Das Klimageld, bei dem es tatsächlich auch nicht um eine große Summe für den Einzelnen geht, sei somit nicht die "Silver Bullet". Es gäbe bei der Problematik durchaus Ähnlichkeiten zum "Heizungsstreit", stellen Sebastian Dullien und Moderator Marco Herack fest. Wie so oft seien mehrere Instrumente vonnöten, etwa ein Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs, alle kosteten allerdings Geld. Der Unwillen eines Koalitionspartners, an der Schuldenbremse etwas zu machen oder durch höhere Steuern bei Reichen mehr einzunehmen, helfe hier – wie bei einigen anderen aktuellen Problemstellungen – tatsächlich wenig weiter. Guter Rat ist teuer. Ob den beiden gemeinsam eine Lösung in den Sinn kommt? Mehr dazu in Folge 177 von Systemrelevant.
Weitere Informationen
IMK Policy Brief zum Klimageld: Verteilungswirkung der CO2-Bepreisung in den Sektoren Verkehr und Wärme mit Pro-Kopf Klimageld
Pressemitteilung: "Höhere CO2-Preise: 18,6 Millionen Haushalte würden trotz Klimageld draufzahlen, 4,7 Millionen stark belastet"
Podcast-Folge: "Der wirtschaftspolitische Ausblick 2024"
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In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.
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