Quelle: HBS
Service aktuellSystemrelevant Podcast: Treibt Bidens Konjunkturpaket die Inflation hoch?
Sebastian Dullien und Marco Herack bewerten das vom Repräsentantenhaus verabschiedete billionenschwere US-Konjunkturprogramm und gehen der Frage nach, ob die aufkeimenden Inflationsängste berechtigt sind.
[11.03.2021]
Anfang März hat der US-Senat einem Konjunkturpaket mit einem Umfang von Wer 1,9 Billionen US-Dollar zugestimmt. „Joe Biden ist dabei ziemlich vollständig mit dem durchgekommen, was er haben wollte – trotz der Patt-Situation im Senat“, sagt der Direktor des Instituts für Makroökonomie, Sebastian Dullien.
Dass darin nicht, wie zunächst von Biden versprochen, ein Mindestlohn von 15 US-Dollar pro Stunde enthalten ist, bedeutet für Dullien nicht, dass dieses Projekt vom Tisch ist. Er gibt zu bedenken: Hätte man den Mindestlohn mit dem Haushaltsgesetz verknüpft, wäre ein so genannter „Filibuster Proof“ nötig geworden – ein Verfahren, welches das dringend benötigte Programm verzögert hätte.
Die größten Posten des Paktes sind 450 Mrd. US-Dollar für Schecks, die allen US-Amerikaner:innen ausgezahlt werden (ausgenommen sind Top-Verdiener:innen); 350 Mrd. US-Dollar werden als Unterstützung für Bundesstaaten und Kommunen ausgezahlt; 300 Mrd. US-Dollar für die verlängerte Aufstockung der Arbeitslosenversicherung ; 180 Mrd. US-Dollar gibt es für die Covid-19-Impfkampagne und 150 Mrd. US-Dollar für Bildung und Verkehr.
US-Konjunkturpaket kompensiert Einkommensausfälle
„Es handelt sich nicht nur um ein reines Konjunkturpaket, sondern es geht darum Menschen zu helfen“, sagt Dullien. Dies sei wichtig, da Leistungen des Einkommensausgleichs, wie wir sie hierzulande mit dem Kurzarbeitergeld, der Lohnfortzahlung im Krankheitsfall oder den Ausgleichszahlungen nach dem Infektionsschutzgesetz kennen, in den USA deutlich seltener vorhanden seien.
Dass das Konjunkturprogramm, das immerhin 8 Prozent des US-Bruttoinlandsprodukts ausmacht, die US-Wirtschaft über die Vollbeschäftigung hinaus anheizen und damit für eine überschießende Inflation sorgen könnte, befürchtet Dullien nicht. Zum einen würde das Geld von den Haushalten dringend benötigt, um Einkommensverluste auszugleichen. Zum anderen gäbe es nach wie vor genügend Kapazitäten auf dem US-Arbeitsmarkt.
Inflationsängste sind unbegründet
Die Debatte um eine steigende Inflation nimmt auch in der Euro-Zone gerade Fahrt auf. Auch hier warnt Dullien vor übertriebener Sorge. Die steigenden Renditen auf zehnjährige Staatsanleihen deuteten zwar darauf hin, dass die Inflation im Zuge der Krise kurzfristig steigen könnte. Bei den mittelfristigen Inflationserwartungen sieht er jedoch keine drohende Destabilisierung, zumal die Eurozone seit Jahren unter dem 2-Prozent-Ziel der Europäischen Zentralbank geblieben sei.
Keinesfalls sollte man die unberechtigten Inflationsängste zum Anlass nehmen, die Staatstätigkeit zurückzufahren. „Fiskalpolitik muss solange unterstützen, bis man wieder auf einem Wachstumspfad ist“, sagt Dullien. Die Zentralbanken müssten jedoch aufpassen, dass die Finanzmärkte jetzt nicht zu schnell davon ausgehen, dass die Inflation überschießt und sollte gegebenenfalls Staatsanleihen aufkaufen, um dies zu verhindern.
Zusätzliche Informationen zu dieser Folge
IMK-Analyse: Inflation - kein Grund für übertriebene Ängste
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