Quelle: HBS
Service aktuellSystemrelevant Podcast: Homeoffice – aber wie?
Wie viele Menschen gehen seit November aufgrund der Corona-Pandemie ins Homeoffice? Welche Hinderungsgründe bestehen bei denjenigen, die dies nicht tun? Braucht es ein Recht auf Homeoffice? Thema der aktuellen Folge mit Bettina Kohlrausch.
[15.01.2021]
Im November 2020 scheinen erstaunlich wenige Erwerbstätige vorwiegend im Homeoffice gearbeitet zu haben: Zu Beginn des damaligen „Lockdowns Light“ taten das nur 14 Prozent, während der ersten großen Corona-Welle im April waren es noch 27 Prozent.
Das sind Ergebnisse der von der Hans-Böckler-Stiftung beauftragten Erwerbspersonenbefragung, bei der erneut mehr als 6100 Erwerbstätige und Arbeitsuchende von Kantar Deutschland online befragt wurden. Dieselben Personen hatten bereits im April und im Juni Auskunft gegeben, so dass Trends im Zeitverlauf analysiert werden können. Die Panel-Befragung bildet die Erwerbspersonen in Deutschland im Hinblick auf die Merkmale Geschlecht, Alter, Bildung und Bundesland repräsentativ ab.
Die doch sehr geringe Zahl derer, die von Zuhause aus arbeiteten, stellt durchaus ein überraschendes Ergebnis dar. Zu Beginn des leichten Lockdowns wurde zumindest eine Empfehlung der Bundesregierung ausgesprochen, dass Arbeitgeber:innen dafür Sorge tragen sollen, dass die Arbeitnehmer:innen, soweit ihnen eben möglich, bitte wieder ins Homeoffice gehen.
Dieser Empfehlung schienen zu wenige Menschen nachgekommen zu sein, denn die Mobilität der Gesellschaft sank nachweislich in den Wochen ab November nicht genug. Obwohl, so Bettina Kohlrausch, mittlerweile klar sein sollte, dass das Aufsuchen des Büros durchaus – allein durch die Anfahrtswege – Infektionen begünstigt. Expert:innen seien sich sicher, dass mit jedem Prozent der Arbeitnehmer:innen, die im Homeoffice arbeiten, die Zahlen der Infizierten entsprechend heruntergehen sollten: Forscher der Universität Mannheim haben mithilfe einer Studie im Dezember 2020 herausgefunden, dass bereits bei einem Prozentpunkt mehr Arbeitnehmer:innnen im Homeoffice die Infektionsrate um bis zu 8 Prozent verringert werden könnte.
Eine großes Problem stellt die Tatsache dar, dass Homeoffice natürlich kein adäquates Instrument zur Betreuung von Kindern ist, die in weiten Teilen momentan auch wieder zum Homeschooling gezwungen sind. Grundsätzlich kann die Arbeit von Daheim gut funktionieren, wenn es der einzige Job ist, den man von Zuhause erledigt. Kommt die Kinderbetreuung dazu, gestaltet sich das Thema noch mal ganz anders und funktioniert so auch kaum.
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In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.
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