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Systemrelevant Folge 34: Was gefährdet die Finanzmarktstabilität? Service aktuell

Systemrelevant Podcast: Was gefährdet die Finanzmarktstabilität?

Finanzmärkte sind wichtig für die gesamtwirtschaftliche Stabilität, denn Finanzmarktkrisen können zu tiefen Rezessionen und Verwerfungen führen. Wieso das so ist und was es mit dem Finanzmarktstabilitätsreport des IMK auf sich hat, erklärt Sebastian Dullien im Podcast.

[30.11.2020]

Finanzmarktkrisen, so war auch in den vergangenen Jahren zu sehen, haben immer wieder zu tiefen Rezessionen und Verwerfungen geführt. Der Finanzmarktstabilitätsreport des IMK soll auf diese Entwicklungen frühzeitig einen Blick werfen.

Auch schon vor der Corona-Krise gab es die Gefahr, dass manche Unternehmen an der Börse überbewertet sind – insbesondere in den USA. Aktuell fällt vor allen Dingen auf, dass die Kurse höher liegen als vor der Corona-Pandemie. Auch die Preise von Immobilien sind weiterhin stark gestiegen. Das Statistische Bundesamt hat jetzt neue Zahlen vorgelegt, welche zeigen, dass Immobilien im dritten Quartal 2020 um 7,8 Prozent teurer sind als im Vorjahr. Der Anstieg der Wohnimmobilienpreise in Deutschland beträgt seit 2015 gut 40 Prozent – ein enormer Zuwachs.

Durchaus überraschend ist der Anstieg zum Vorjahr, war doch aufgrund der Corona-Pandemie eher anzunehmen, dass Investitionen ab- und nicht zunehmen würden. Die Gründe für diese Entwicklung scheinen vielfältig: es wurde Liquidität in die Märkte gepumpt, Zinsen sind noch mal gesunken, Banken zeigten sich bei Immobilien kreditfreudig, die Einkommen haben sich stabilisiert – in der Krise durchaus auch durch das Kurzarbeitergeld. Es könnten aber auch internationale Investoren dahinterstecken, denen Investments attraktiv erschienen, da Deutschlands Umgang mit der Krise das Vertrauen der Welt in Deutschland festigte. So oder so erscheint die Gefahr einer Immobilienpreisblase aber definitiv gegeben, da das Risiko einer Überbewertung steigt.

Im Finanzmarktstabilitätsreport wird bei einer gleichbleibenden Entwicklung eine makroprudenzielle Politik empfohlen. Wörtlich bedeutet dies, eine durch Umsicht, Besonnenheit, Vernunft und Sachverstand geprägte Politik, die auf die Stabilität des Finanzmarktes ausgerichtet ist. Banken sollten bestimmte Auflagen gemacht und das Kreditwachstum mit gezielten Instrumenten in ganz bestimmten Bereichen des Marktes begrenzt werden.

Eine gezielte makroprudenzielle Straffung nach der Covid-Krise sollte von einer staatlichen Wohnungsbauinvestitionsoffensive begleitet werden. Letztlich liegt es primär in der Hand der Fiskalpolitik, durch vermehrte öffentliche Investitionen den Ausstieg aus der Niedrigzinspolitik zu ermöglichen und damit auch die gestiegenen Risiken für die Finanzstabilität zu verringern.

Alle Informationen zum Podcast

In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.

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