Quelle: HBS
Service aktuellSystemrelevant Podcast: Warum der Kinderbonus eine gute Idee war
"Mit Wumms aus der Krise" lautete das Motto des Corona-Konjunkturprogramms im Frühjahr 2020. Was haben die einzelnen Maßnahmen gebracht? Sebastian Dullien und Marco Herack bewerten sie im Podcast.
[04.02.2021]
Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie und dem Einbruch der Wirtschaftsleistung ging ein "Wumms und Bumms" durch Deutschland. Bundesfinanzminister Olaf Scholz bezeichnete damit ein umfassendes Konjunkturprogramm, mit dem die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie eingedämmt werden sollten. Dazu zählten neben einem Zukunftsfonds und Überbrückungshilfen für durch die Corona-Maßnahmen in Probleme geratene Unternehmen eine vorübergehende Senkung der Mehrwertsteuer von 19 auf 16 Prozent und ein Kinderbonus von 300 Euro - zwei Maßnahmen die vor allem den Konsum anregen sollten.
Das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) hat auf Basis von Umfragedaten untersucht, welche der beiden Maßnahmen die größere konjunkturelle Wirkung entfaltet habe und kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: "Vom Kinderbonus wurden zwei Drittel direkt ausgegegen, von den 20 Milliarden für die Mehrwertsteuersenkung war es nur ein Drittel", berichtet IMK-Direktor Sebastian Dullien im Gespräch mit Marco Herack.
Hinzu komme, dass der Kinderbonus ein größere sozial ausgleichende Wirkung hatte und vermutlich gerade ärmeren Familien geholfen habe, die benötigten Geräte für das Homeschooling anzuschaffen. Er räumt jedoch ein, dass es zur Berechnung der Effekte der Mehrwertsteuer noch weiterer Studien bedürfe, um herauszufinden, welcher Anteil auf den vorgezogenen Konsum vor dem Ablauf der reudzierten Mehrwertsteuer am 31. Dezember 2020 zurückgehe und welcher Anteil auf Nachholeffekte zurückzuführen sei, da viele Konsumenten in der Zeit vor der Pandemie viel gespart hätten.
Für künftige Konjunkturporgramme empfiehlt Dullien einen stärkeren Fokus auf direkte Finanzspritzen wie dem Kinderbonus. Desweiteren müsse jetzt zur Überwindung der wirtschaftlichen Schwächephase neben einer effektiveren Impfkampagne erstens darauf geachtet werden, dass die Überbrückungshilfen an die Unternehmen schneller fließen. Zweitens bräuchten die Menschen und Unternehmen Erwartungssicherheit, dass die im in Verbindung mit dem Zunkunftsfonds angekündigten Investitionen auch in der Zeit nach der Bundestagswahl in gesichert sind und nicht durch eine Wiederbelebung der Schuldenbremse blockiert werden.
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In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.
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Christina Schildmann