Quelle: HBS
Service aktuellSystemrelevant Podcast: Wie algorithmisches Management schon heute die Arbeitswelt verändert
Wie beeinflusst algorithmisches Management die heutige Arbeitswelt? Welche Auswirkungen kann People Analytics auf Beschäftige haben? Diese Fragen sowie die wichtige Rolle der Mitbestimmung diskutieren Johanna Wenckebach und Stefan Lücking im neuen Podcast.
[17.02.2023]
Zwischen Arbeitserleichterung und Autonomieverlust: Bei algorithmischem Management geht es um automatische Entscheidungssysteme, also Algorithmen, die Daten in Echtzeit auswerten und Arbeitsprozesse steuern. Beschäftigten werden dann Arbeitsanweisungen über digitale Anwendungen erteilt, wie etwa vorgegebene Routen in der Logistik. Datenauswertung in Echtzeit und der daraus möglichen Optimierung von Arbeitsabläufen ist ein oft ein weiteres Ziel.
Ein weites Feld, das zwar seit einigen Jahren erforscht wird, sich aber so schnell wandelt und so viele Fragen aufwirft, dass wir dennoch erst ganz am Anfang stehen mit einer kritischen Auseinandersetzung damit, berichten HSI-Direktorin Johanna Wenckebach und Mitbestimmungs-Experte Stefan Lücking aus unserer Forschungsförderung in der neuen Folge unseres Podcasts Systemrelevant.
Mitbestimmung und Beteiligung betroffener Beschäftigter, da sind sich beide einig, ist eine Voraussetzung für eine faire Nutzung der Chancen dieser technischen Entwicklungen. Ob mögliche Produktivitätssteigerungen zu Entlastungen und besserer Entlohnung führen, bleibt eine Verteilungsfrage, die auch Tarifvertragsparteien fordert. Sowohl Praxis als auch Forschung zeigen jedoch: Es gibt auch Beispiele eines missbräuchlichen Einsatzes algorithmischen Managements, der Machtungleichgewichte in Beschäftigungsverhältnissen verschärft. „Es muss weiter erforscht werden, was es mit der psychischen Gesundheit von Beschäftigten macht, wenn sie automatisierte Vorgaben von Maschinen bekommen“, fordert Johanna Wenckebach.
Stefan Lücking weist zudem auf die Methode „People Analytics“ hin: In diesem Bereich werden digital gesammelte Daten von Beschäftigen gesammelt und ausgewertet. Mit den gewonnenen Daten können dann Leistungen gemessen werden und Personal gezielt eingesetzt sowie Arbeitsanweisungen optimal vergeben werden. Johanna Wenckebach verweist in diesem Fall darauf hin, dass Vorsicht geboten sei, denn bei dem Einsatz von solchen Systemen könne Diskriminierung aktiv geschaffen werden. Personalentscheidungen dürfen nicht der Technik überlassen werden, so die HSI-Direktorin. Und so sei es auch eine neue Führungsaufgabe, die neue eingesetzten Techniken stets zu hinterfragen.
Moderation: Marco Herack
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In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.
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Christina Schildmann