Gute Arbeit in der Transformation: Wie wir mit der Mitbestimmung die Zukunft gestalten
Gesellschaftlichen Fortschritt muss man sich erkämpfen. Unser Ziel bleibt die Augenhöhe zwischen Arbeit und Kapital im Unternehmen. Von Norbert Kluge
[08.02.2021]
Klimaschutz und Pandemie haben Staat und Regierungen in eine starke Rolle gebracht. Die EU-Kommission hat den Auftrag der Regierungen aller EU-Mitgliedstaaten, Europa mit dem Green Deal bis 2050 klimaneutral zu machen und die Wirtschaft erfolgreich aus dem Covid-19-Tal herauszuführen. Das Ruder soll mit aller Macht herumgeworfen werden. Um die Arbeitnehmerschaft in dieser Transformation zu schützen, sollen ihre Rechte als besondere Säule auf EU-Ebene herausgehoben und verankert werden. Damit das gelingt, müssen wir eine eigene aktive Rolle spielen – und nicht auf die Politik warten.
Transformation von Arbeit und Wirtschaft für eine gute Zukunft aller: Das haben Gewerkschaften längst zur ihrer Sache gemacht. Sie werden deshalb alles tun, um die Interessen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern nach ganz oben auf die politische Agenda der Parteien für die Bundestagswahl im September 2021 zu bringen. Und sie werden sich dafür einsetzen, das Recht auf Mitbestimmung als demokratisches Gestaltungsprinzip der sozialen Marktwirtschaft zu verteidigen und auszubauen, zuhause in Deutschland und in Europa. Besonders auch, um unsere grundlegenden demokratischen Werte gegen Populismus und Autoritarismus zu behaupten.
Gesellschaftlichen Fortschritt muss man sich erkämpfen. Mitglieder in gewerkschaftlichen Tarifkommissionen und von Betriebs- und Aufsichtsräten sind durch Millionen von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern dafür gewählt, mit Macht gute Arbeit zu gestalten und Demokratie in der Arbeitswelt und in Unternehmensentscheidungen zu leben. Das ist ihr gesellschaftspolitisches Mandat.
Und das ist das Vermächtnis der Montanmitbestimmung, deren 70. Geburtstag wir in diesem Jahr feiern: Augenhöhe auch in wirtschaftlichen Unternehmensentscheidungen als Recht. Keiner kann den anderen überstimmen. Der/die Arbeitsdirektor/in im Vorstand sorgt dafür, dass der Faktor Arbeit in alltäglichen Vorstandsentscheidungen gleichberechtigt mit dem Faktor Kapital zum Zuge kommt. Wir müssen uns für eine nachhaltige Unternehmensführung stark machen, die sich für Investitionen in krisenfeste Standorte und Arbeitsplätze in einer gesunden Umwelt einsetzt.
Die Hans-Böckler-Stiftung wird sich diesen Zielen im Jahr 2021 mit aller Kraft widmen. Als ihr neuer – und vorübergehender – Geschäftsführer möchte ich, dass wir uns bei unserer Arbeit vom „W-W-W Prinzip“ leiten lassen. Weglassen: Wovon brauchen wir weniger? Wiederentdecken: Welche Ziele und Ansätze wurden von der Finanzkrise und der Corona-Zeit verschüttet, was können wir (re-)aktivieren? Wegweisen: Welche Freiräume und neue Handlungsmöglichkeiten hat die Pandemie hervorgebracht, welche neuen Wege können wir im Miteinander der Interessenvertretung gehen? Lasst uns gemeinsam Neues entwickeln!
Norbert Kluge ist der Geschäftsführer der Hans-Böckler-Stiftung und Gründungsdirektor des Instituts für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.).
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