Quelle: HBS
Service aktuell„Ökonomie der Zukunft“: In Zeiten des Umbruchs
Risiken und Nebenwirkungen starker internationaler Verflechtungen und globaler Wertschöpfungsketten sind mittlerweile in aller Munde. Christina Schildmann erläutert, woran wir diesbezüglich forschen, was wir veröffentlichen und was sonst noch bei uns passiert.
[15.5.2023]
Von Christina Schildmann
Globale Wertschöpfungsketten waren 2018 für die Wissenschaft noch ein Nischenthema. Niemand wusste, welche Wucht es im Laufe der nächsten Jahre entfalten würde. Wir aber hatten bereits damals Fragen und schrieben einen Forschungsverbund aus, also ein Austauschprojekt für mehrere zusammenhängende Forschungsprojekte, um sie zu beantworten. Etwa: Wie verändert Digitalisierung und ökonomische Globalisierung Ort und Art von Wertschöpfung? Wie und wohin verschiebt sich wirtschaftliche Macht? Welche Strategien der Wertschöpfung entwickeln Unternehmen? Welche neuen Akteure treten auf den Plan und „disruptieren“ ganze Märkte? Was heißt das für Arbeitsplätze, Arbeitsbedingungen und kollektive Aushandlungsmacht?
Als der Forschungsverbund dann 2020 an den Start ging, war die Welt eine andere. Ereignisse wie die Ankündigung von Zollanhebungen um 25 Prozent auf chinesische Importe von Donald Trump im Jahr 2019 und natürlich die weltweite Verbreitung des Coronavirus ab Frühjahr 2020 erschütterten Gewissheiten und brachten Handelsausfälle, Produktionsverzögerungen auf der ganzen Welt und damit einhergehend starke Gewinneinbrüche. Die Risiken und Nebenwirkungen der starken internationalen Verflechtungen wurden plötzlich im Alltag einer ganzen Gesellschaft relevant.
Der Einmarsch Russlands in die Ukraine im Jahr 2022 hat die Diskussion über Abhängigkeiten in Lieferketten noch einmal verschärft. Begriffe wie „De-Risking“, „De-Coupling“ und immer wieder „Resilienz“ prägen die Debatte und zeigen, dass die Zeiten der „Optimierung“ der Lieferketten „just in time“ und der immer komplexeren und unübersichtlichen globalen Arbeitsteilung vorbei sind. Auch das Lieferkettengesetz, das seit Anfang des Jahres gilt, hat das Potenzial, die Karten in Wertschöpfungsketten neu zu mischen.
Am Ende der Laufzeit des Forschungsverbundes möchten wir im Rahmen unserer Abschlusskonferenz am 23./24. Mai in Berlin Bilanz ziehen: Welche neuen Muster der Globalisierung zeichnen sich ab? Welche Treiber wirken wie auf globale Wertschöpfungsstrukturen? Welche Herausforderungen und Handlungsoptionen sehen wir für Politik, Gewerkschaften und Akteure der Mitbestimmung? Zeitgleich zur Veranstaltung veröffentlichen wir das Working Paper „In einer Zeit des Umbruchs“ von Gustav Horn – es fasst zentrale Befunde des Forschungsverbundes zusammen.
Aus der Mitte des Forschungsverbundes heraus ist auch der Sammelband „Soziale Standards in Lieferketten“ entstanden. Er liefern wichtige Hinweise, wie eine erfolgreiche Umsetzung des Lieferkettengesetzes gelingen kann und welche Rolle „Workers Voice“ dabei spielt.
Christina Schildmann leitet die Abteilung Forschungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung.
Weitere Informationen
Abschlusskonferenz des Forschungsverbunds „Ökonomie der Zukunft“
Gustav A. Horn: In einer Zeit des Umbruchs
Sammelband „Soziale Standards in Lieferketten“
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