Bildungssystem: Macht die Schulen endlich krisenfest!
Es ist unerlässlich, die extrem hohe Belastung der Kolleg*innen und Schulleitungen durch mehr Personal zu reduzieren. Von Maike Finnern
[16.08.2021]
Die Corona-Pandemie hat die Schwächen unseres Schulsystems gnadenlos offenbart – passiert ist aber viel zu wenig, um Schulen krisenfest zu machen.
Zu Beginn der Pandemie sind wir alle von der Situation überrascht worden und konnten fast nur reagieren. Spätestens im Frühsommer des vergangenen Jahres hätte es aber einen Runden Tisch mit allen Akteur:innen geben müssen, um notwendige Maßnahmen für den schulischen Alltag zu diskutieren. Ein solches Treffen hat nie stattgefunden, auch in diesem Jahr nicht.
Für das Schuljahr 2020/21 haben die Kultusminister:innen unisono verkündet, man wolle wieder möglichst viel Normalität einkehren lassen. Dafür getan haben sie jedoch zu wenig. Die Folge waren weitere Monate mit teils unmöglich zu meisternden Herausforderungen.
Unser Ziel im vergangenen Jahr war immer ein guter Arbeits- und Gesundheitsschutz für die Beschäftigten, aber auch für die Kinder und Jugendlichen sowie deren Familien. Wir haben uns dafür eingesetzt, dass die AHA+L-Regel auch in Schulen gelten muss, wenn sie überall anders in der Gesellschaft gilt.
Schulen sind Orte, an denen Menschen dicht gedrängt und lange in oft zu kleinen Räumen lernen und arbeiten. Deshalb spielt die Ansteckung über die Ausbreitung von Aerosolen eine besondere Rolle. Dies wurde zu häufig mit dem Hinweis auf eine geringe Ansteckungsquote und wenig schwere Verläufe bei Kindern negiert.
So ging es uns darum, dass allen Beschäftigten möglichst schnell ein Impfangebot gemacht wird – die Bereitschaft, dieses anzunehmen, ist mit 80 bis 95 Prozent geimpfter Lehrkräfte sehr hoch. Zudem wollten wir vulnerable Gruppen in Schulen besonders schützen. Aus unserer Sicht ist es unerlässlich, die extrem hohe Belastung der Kolleg:innen und Schulleitungen zu reduzieren, indem mehr Personal an den Schulen beschäftigt und beispielsweise die Unterrichtsverpflichtung gesenkt wird.
Um das Recht auf Bildung mit ausreichendem Schutz für alle zu vereinbaren, ist die Entwicklung von Leitlinien notwendig, an denen sich die Schulen vor Ort orientieren können. Es braucht weiterhin ein Testkonzept, die AHA+L -Regel muss je nach Infektionslage angewendet und die Schulen müssen mit Luftfiltergeräten ausgestattet werden. Der Digitalpakt ist endlich so umzusetzen, dass allen Beschäftigten ein digitales Endgerät zur Verfügung steht, den Schüler:innen entsprechend. Unsere Forderung: Macht die Schulen endlich krisenfest!
Maike Finnern ist Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW)
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