Homeoffice : Potenzial nutzen, Freiwilligkeit sichern
Ein rechtlicher Anspruch auf Homeoffice bzw. mobile Arbeit stärkt die soziale Gleichheit. Von Yvonne Lott
[25.01.2021]
Die Debatten der vergangenen Wochen haben gezeigt: In Deutschland existiert in vielen Unternehmen ein großes ungenutztes Homeoffice-Potenzial. Eine Tatsache, die während der Corona-Pandemie besonders problematisch ist. Doch schon vor der Krise bestand das Problem und auch danach wird es so sein – wenn jetzt nicht gegengesteuert wird.
Homeoffice war lange Zeit nur einem ausgewählten Kreis von Beschäftigten gestattet: vor allem für Personen in höheren beruflichen Positionen. Auch Frauen war die Arbeit zu Hause bislang häufiger verwehrt als Männern. Diese soziale Ungleichheit beim Zugang zum Homeoffice zeigt sich aktuell besonders deutlich.
Die Lösung muss deshalb ein rechtlicher Anspruch für Arbeitnehmer*innen auf Homeoffice bzw. mobile Arbeit sein. Dieser stärkt soziale Gleichheit. Zwei Aspekte sind dabei zentral: Erstens muss ein Recht auf Homeoffice bzw. mobile Arbeit mit Freiwilligkeit verbunden sein. Studien haben gezeigt, dass nur so Produktivität und Arbeitszufriedenheit im Homeoffice gefördert werden. Nicht alle Beschäftigten haben zudem die Möglichkeit, konzentriert und ungestört zu Hause arbeiten zu können.
Zweitens muss Beschäftigten eine Mischung aus Homeoffice und Arbeit am Arbeitsplatz ermöglicht werden. Die ausschließliche Arbeit daheim kann zur professionellen Isolation führen; der Zwang wiederum, jeden Tag am Arbeitsplatz erscheinen zu müssen, die Work-Life Balance und Arbeitszufriedenheit mindern. Ein Recht auf Homeoffice bzw. mobile Arbeit liefert den Rahmen für Absprachen zwischen Vorgesetzen und Mitarbeitenden, wie viele Tage Homeoffice in der Woche für die Arbeit und die privaten Belange notwendig und sinnvoll sind.
Ein solcher rechtlicher Anspruch würde es auch nach der Corona-Pandemie Betriebsräten und den Tarifvertragsparteien ermöglichen, weitergehende Regelungen mitzugestalten und so die Souveränität von Arbeitnehmer*innen zu stärken. Dies könnten beispielsweise auch Regelungen zur Kompensation für Beschäftigte sein, die mehr Flexibilität benötigen, aber deren Tätigkeit Homeoffice nicht erlaubt.
Dr. Yvonne Lott leitet das Referat Geschlechterforschung im Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) der Hans-Böckler-Stiftung.
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