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Mitbestimmung: Gute Unternehmensführung braucht ein strategiefähiges Personalmanagment

Der Ausgleich zwischen sozialen und wirtschaftlichen Interessen fällt ohne Arbeitsdirektor:in unter den Tisch. Von Jan-Paul Giertz

[22.03.2021]

In den (Sonntags-)Reden vieler Top-Manager ist die Sache klar: Qualifizierte und motivierte Beschäftigte sind entscheidend für den Unternehmenserfolg. In wissensbasierten Ökonomien und in Zeiten der Digitalisierung, Dekarbonisierung und des Fachkräftemangels wird ein systematisches und zukunftsgerichtetes Personalmanagement zurecht als zentrale Herausforderung benannt.

In der Praxis sieht es leider anders aus. Unsere neue Studie zeigt, dass sich aktuell mehr als die Hälfte der knapp 700 größten deutschen Unternehmen gegen ein strategiefähiges Personalmanagement entscheidet: Statt durch eine:n eigenständigen und mit hinreichender Fachexpertise ausgestatteten Personalmanager:in als gleichberechtigtem Mitglied auf der obersten Führungsebene werden Personalfragen von anderen Vorständen „mitbearbeitet“ - oder sind im Top-Management gar nicht explizit verankert.

Ein Skandal, könnte man sagen. Insbesondere der mehrheitliche Verzicht von Unternehmen, eine:n in §33 MitbestG vorgeschriebene:n Arbeitsdirektor:in zu benennen, kommt aus Sicht der Mitbestimmung einer Provokation gleich. Denn die zentralen Anliegen von Mitbestimmungsakteuren, wie Beschäftigungssicherung, Personalplanung und -entwicklung, die menschengerechte Gestaltung der Digitalisierung und die Sicherstellung nachhaltiger Wertschöpfungsketten kommen ohne ein strategiefähiges Personalmanagement in Vorstand oder Geschäftsführung kaum zur Geltung. Der Ausgleich zwischen sozialen und wirtschaftlichen Interessen fällt überdies unter den Tisch.

Der 70. Geburtstag des Montanmitbestimmungsgesetzes erinnert uns daran, dass es auch anders geht. Darin ist ein:e Arbeitsdirektor:in als Brückenbauer:in zwischen ökonomischen und sozialen Zielsetzungen im Unternehmen verpflichtend. Diese gleichberechtigte Position im Vorstand hat ein klares Aufgabenprofil im Bereich Personal und Soziales und kann nicht gegen die Mehrheit der Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat besetzt werden.

In Zeiten, in denen wieder häufiger nach gesellschaftlicher Verantwortung und der Moderation von Zielkonflikten gefragt wird, ist dieses Modell längst wieder aktuell. Die Hans-Böckler-Stiftung ist die geeignete Plattform für die Weiterentwicklung mitbestimmter Personalarbeit. Lasst es uns gemeinsam angehen.

Jan-Paul Giertz ist Experte für Personalstrategie, Personalrisikomanagement, HR und Corporate Governance im Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) der Hans-Böckler-Stiftung.

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