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Preisträgerin des Maria-Weber-Grants 2018: Mona Motakef Stipendien

Preisträger*innen 2018: Mona Motakef: Was Prekarität für das Geschlechterverhältnis bedeutet

„Wenn Männer die Erfahrung machen, dass sie nicht mehr wie früher allein die Familie ernähren können, könnte das die enge Kopplung von Männlichkeit und Erwerbsarbeit auflösen und die geschlechterungleiche Arbeitsteilung von Paaren verändern.“

Teilzeit, Leiharbeit, Minijobs, Soloselbstständigkeit: Immer mehr Menschen in Deutschland sind prekär beschäftigt, das ist bekannt. Was aber bedeutet das subjektiv für die Betroffenen? Welche sozialen Folgen erwachsen daraus? „Ich gehe davon aus, dass sich Unsicherheiten auch in anderen Dimensionen wie der Fürsorge, der Gesundheit, der Teilhabe, im Wohnen und – was mich besonders interessiert – in Paarbeziehungen und Freundschaften zeigen können“, sagt Dr. Mona Motakef. Die Soziologin beschäftigen die  Anerkennungsdefizite, die mit einem prekären Job einhergehen können. Können sie durch die Anerkennung in einer Liebesbeziehung abgefedert werden? Steigern sie sich, wenn es auch dort nicht gut läuft? Gelingt es prekär Beschäftigten, ob allein oder als Paar  lebend, überhaupt alternative Quellen für Anerkennung zu finden?

Motakef, 1977 in Teheran geboren, hat in Oldenburg und – was sie nach eigenen Worten besonders beeindruckt hat – in Port Elizabeth (Südafrika) studiert, sechs Jahre nach dem Ende der Apartheid. Nach ihrer Promotion 2010 war sie unter anderem am Essener Kolleg für Geschlechterforschung, am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung und am King’s College in London tätig, ehe sie 2015 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt-Universität zu Berlin wurde. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Geschlechterforschung und die Soziologie der Erwerbs- und Reproduktionsarbeit im Zusammenhang mit Paar und persönlichen Beziehungen.

Und so ist dies  auch ihr Blickwinkel auf die zunehmende prekäre Beschäftigung. Wenn Männer die Erfahrung machen, dass sie nicht mehr wie früher allein die Familie ernähren können, könnte das die enge Kopplung von Männlichkeit und Erwerbsarbeit auflösen und die geschlechterungleiche Arbeitsteilung von Paaren verändern, meint Motakef. Gleichzeitig müsse angesichts der eklatanten  Versorgungslücke bei Pflege und Kinderbetreuung aber auch dringend über eine gesellschaftliche Regelung der Sorgearbeit nachgedacht werden – und darüber, ob es  heute überhaupt noch gerechtfertigt ist, die sozialen Sicherungssysteme an Erwerbsarbeit  zu knüpfen. „Wenn man unter Prekarisierung nicht nur Unsicherheiten in der Erwerbssphäre fasst, sondern den Prozess des Brüchigwerdens des gesamten männlichen Ernährermodells, erscheint dies nicht nur als destruktiv, sondern als durch und durch  ambivalent“, sagt die Soziologin. „Es entstehen zumindest theoretisch auch neue Öffnungen, wie etwa im Geschlechterverhältnis.“

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