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Magazin Mitbestimmung

Mein Arbeitsplatz: Zuflucht für die Kultur

Ausgabe 03/2016

Philippe Ollé-Laprune, 53, lebt seit 1995 in Mexiko und hat dort anfangs für die französische Botschaft als Kulturreferent gearbeitet. Heute ist er Direktor der Casa Refugio Citlaltépetl.

México, D.F., Calle Citlaltépetl 25 "Unser Haus ist eine Zufluchtsstätte für Schriftsteller, die in ihren Ländern verfolgt werden: Hier wird gelebt, gearbeitet und reflektiert. Wer von uns aufgenommen wird, kommt in ein kulturelles Zentrum, das Sicherheit bietet, aber auch Inspiration für die Arbeit. Außerdem übersetzen und verlegen wir auch Bücher dieser Autoren, organisieren Lesungen und Diskussionen, sodass sie hier schnell Kontakte knüpfen können. 

Mexiko-Stadt ist ein Schmelztiegel mit Menschen aus allen Ländern. Das ist auch ein Grund, weshalb ich in dieser Stadt geblieben bin. Hier bin ich als Literaturwissenschaftler, als Verleger und Verfechter der Menschenrechte gefragt. Das sorgt für viel Abwechslung in der Arbeit. Gerade kümmere ich mich um die nächste Ausgabe unserer Literaturzeitung „Zeilen der Flucht“. 

Unser Haus wurde 1999 eingeweiht. Damals trat Mexiko-Stadt dem Netzwerk „Städte der Zuflucht“ (ICORN) bei. Finanziert wird unsere Einrichtung von der mexikanischen Regierung, der Stadt Mexiko und von unseren eigenen Einnahmen aus der Gastronomie und den Lesungen.

Das funktioniert gut, wie unser derzeitiger Gast Christopher Mlalazi zeigt. Er kommt aus Simbabwe, schreibt Gedichte und Theaterstücke und ist über Hannover nach Mexiko gekommen. Gerade lernt er Spanisch. Zwei Jahre kann er sich hier neu orientieren und, wenn nötig, auch bleiben. 

Mexiko hat eine lange Tradition der Aufnahme von Intellektuellen. Diese Offenheit erleichtert mir die Arbeit. Derzeit baue ich nebenbei das Netzwerk der „Städte der Zuflucht“ aus. Ein bis zwei Städte in Lateinamerika werden alsbald dazustoßen. Das ist für verfolgte Schriftsteller rund um den Globus eine gute Nachricht. Aktuell sind es vor allem Schriftsteller aus Afrika und dem Vorderen Orient, die ins Ausland gehen müssen. Mit einigen bin ich in Kontakt, aber auch mit dem internationalen Schriftstellerverband PEN. So kann es sein, dass in unserem zweiten Apartment bald ein neuer Gast einzieht."

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