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Historische Aufnahme: Besetzung des Wormser Volkshauses 1933 Magazin Mitbestimmung

Rätselhaftes Fundstück: Zerschlagung der Gewerkschaften

Ausgabe 02/2023

Überall in Deutschland gleichen sich die Bilder, als die Nazis am 2. Mai 1933 die freien Gewerkschaften zerschlagen. Die Entmachtung ist ein wichtiger Baustein zur Errichtung der nationalsozialistischen Diktatur. An die Stelle der Gewerkschaften treten gleichgeschaltete Verbände. Von Guntram Doelfs

Frisch aufgemalt sind die Hakenkreuze. Einer der SA-Männer, die im Mai 1933 das Wormser Volkshaus besetzen, hat noch Pinsel und Farbtopf in der Hand. In dem Haus waren SPD-nahe und gewerkschaftliche Organisationen untergebracht, wie der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (ADGB). Die Braunhemden der SA führen seit Jahren einen bewaffneten „Straßenkampf“ für die Nazis und terrorisieren politische Gegner.
Jetzt sind sie vorne dabei bei der Zerschlagung der freien Gewerkschaften, dienen als „Hilfspolizei“. Die Gewerkschaften werden verboten, ihr Besitz beschlagnahmt. In das Volkshaus in Worms zieht die Nationalsozialistische Betriebszellenorganisation (NSBO) ein, die ein totalitäres Gegenmodell zu freien Gewerkschaften darstellt. Sozialdemokraten oder Kommunisten, viele von ihnen Gewerkschaftsmitglieder, werden verhaftet und in Konzentrationslagern eingesperrt.

Zu einem organisierten Widerstand der Arbeiterbewegung kommt es in den ersten Monaten der NS-Herrschaft dennoch nicht. Grund ist die fatale Appeasement-Strategie der ADGB-Spitze, die eine Konfrontation mit den Nazis zu vermeiden sucht. Ihr Ziel ist, ein Verbot der gewerkschaftlichen Organisationen zu verhindern. Anfang Februar 1933 erklärt sich deshalb der ADGB gegenüber der NSDAP als politisch neutral und lehnt wie die SPD die Forderung der KPD zur Bildung einer „Einheitsfront“ und zum Generalstreik ab. Dabei sind die Gewerkschaften im Frühjahr 1933 noch eine starke Kraft. Bei den Betriebsratswahlen im März siegen sie mit großem Vorsprung, die NSBO erhält nur ein Viertel der Stimmen.

Das Ergebnis alarmiert die Nazis, am 4. April 1933 werden Betriebsratswahlen verboten. Um die Arbeiterschaft nicht komplett gegen sich aufzubringen, greifen die Nazis zu einem geschickten Schachzug: Sie führen den 1. Mai als bezahlten Feiertag ein. Mit dem „Tag der nationalen Arbeit“ vereinnahmen sie den Feiertag der  Arbeiterbewegung. Am 1. Mai 1933 feiern ADGB und NSBO ihn gemeinsam. Nur einen Tag später stellen die Nazis die Gewerkschaften endgültig kalt. Der 2. Mai 1933 gilt seitdem als der dunkelste Tag in der Geschichte der deutschen Gewerkschaften. Propagandaminister Joseph Goebbels notiert zufrieden in sein Tagebuch: „Gewerkschaften wie verabredet planmäßig besetzt. Kein Zwischenfall. Bonzen verhaftet. Das geht wie am Schnürchen.“


Rätselfragen:

  • In welcher Stadt wurde der ADGB 1919 gegründet?
  • Wer war der letzte Vorsitzende des ADGB?
  • Seit 1929 trat die kommunistische KPD mit Sondergewerkschaften bei Betriebsratswahlen an. Wie hieß ihr Konkurrenzverband zum ADGB?

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Schicken Sie uns die Lösung an:
Hans-Böckler-Stiftung
Redaktion Mitbestimmung
Georg-Glock-Straße 18
40474 Düsseldorf
E-Mail: redaktion[at]boeckler.de

Auflösung der Rätselfragen 1/2023:

  • Leverkusen
  • Hans Bernhard Reichow
  • Hohenzollernring

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