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Frank Schnötziger (links) und Manfred Schneider Magazin Mitbestimmung

Private Equity: "Wir waren danach komplett verschuldet"

Ausgabe 06/2020

Frank Schnötziger, KBR-Vorsitzender, und Manfred Schneider, Aufsichtsratsmitglied beim Haushaltswarenhersteller WMF, über ihre Erfahrungen mit dem Finanzinvestor KKR.

WMF war vier Jahre lang im Besitz des amerikanischen Finanzinvestors KKR. Was passierte in dieser Zeit?

Schnötzinger: KKR hat die Führung komplett ausgetauscht und erst einmal ein Jahr gut Wetter gemacht – auch mit dem Betriebsrat. Dann, nach anderthalb Jahren, haben sie die Katze aus dem Sack gelassen. Geplant war eine Restrukturierung. Es sollten konzernweit 700 Arbeitsplätze von 4500 wegfallen. Am schlimmsten war es für die Unternehmen, die WMF selbst gekauft hatte. Die wurden zu reinen Produktionsstätten degradiert, ohne eigene Verwaltung.

Wie hat der Betriebsrat reagiert?

Schneider: Wir sind zusammen mit der Gewerkschaft sofort an die Öffentlichkeit gegangen. Auch deswegen fielen nicht ganz so viele Stellen weg, wie ursprünglich geplant. In Geislingen sind sogar einige Jobs neu dazugekommen, die bei anderen Unternehmen wegfielen. Die Leute von KKR haben aus ihren Zielen eigentlich nie einen Hehl gemacht und Vereinbarungen auch eingehalten. Auch die Arbeit des Betriebsrats haben sie nie gestört.

Ist es für die Belegschaft schlechter geworden?

Schnötzinger: Nein, es gab sogar Verbesserungen. Wir bekamen eine Kaffeeküche im Verwaltungsbau, Gratiskaffee und Softeis für alle und jede Menge neuer Zebrastreifen auf dem Gelände. Mit solchen Dingen wurden auch wir als Arbeitnehmervertreter beschäftigt.

War das nicht nur Augenwischerei?

Schnötzinger: Die Strategie war, die Leute bei Laune zu halten. KKR hat in dieser Zeit den Verkauf vorbereitet und Kapital aus unserem Unternehmen herausgezogen. Der Kauf von WMF wurde mit Schulden finanziert und die Schulden bei uns abgeladen. Das war eine schwere Hypothek. Vor dem Einstieg von KKR hatten wir 54 Prozent Eigenkapital, wir waren danach komplett verschuldet. Die Firma sollte aber nach außen wertvoller erscheinen. Noch immer leidet WMF unter Lieferantenverträgen mit hohen Rabatten, die KKR abgeschlossen hat, um die Umsätze auf dem Papier in die Höhe zu treiben. 

Sie gehören seit 2016 zur französischen SEB-Gruppe. Ist jetzt alles besser?

Schneider: Nein. Aktuell verhandeln wir wieder über den Abbau von rund 600 Arbeitsplätzen. Die Erwartungen der Franzosen bezüglich der Marge haben sich wohl nicht erfüllt. Und wir haben unsere Eigenständigkeit verloren und sind jetzt eine Marke unter dem Dach einer französischen Gesellschaft.

Was muss getan werden, damit es besser läuft?

Schnötzinger: Die Betriebsräte sind bei einem Einstieg von Finanzinvestoren das schwächste Glied. Die Gewerkschaften müssen sich dafür einsetzen, dass Private Equity gesetzlich besser reguliert wird. Das, was KKR mit uns gemacht hat, kann vielen Unternehmen jederzeit passieren. Uns macht es immer noch zu schaffen.

Das Gespräch führten Kay Meiners und Andreas Molitor.

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