Quelle: Frank Rumpenhorst
Magazin MitbestimmungAufsichtsrat: Wir bestimmen mit
Michael Kessler, Arbeitnehmervertreter im Verwaltungsrat des Dienstleistungskonzerns Spie in Paris. Von Kevin Gallant
Für seinen Job legt Michael Kessler viele Kilometer zurück. Monatlich fliegt er nach Paris, wöchentlich fährt er von seinem Homeoffice in der Nähe von Frankfurt nach Ratingen. „Reisen war nie ein Problem für mich. Als Konzernbetriebsrat war ich sowieso immer unterwegs“, sagt er. Der 57-Jährige arbeitet für Spie, einen technischen Dienstleister für Gebäude, Anlagen und Infrastruktur mit ungefähr 46.000 Beschäftigten. Das Unternehmen baut unter anderem Stromnetze aus oder installiert Anlagen für erneuerbare Energien. Immer mit dem Ziel, Energie effizienter zu nutzen und CO2-Emissionen zu senken.
Für die deutsche Tochtergesellschaft Spie
Efficient Facilities sitzt Kessler als stellvertretender Vorsitzender im Aufsichtsrat in Ratingen. Seit 2020 ist er in der französischen Zentrale zudem Arbeitnehmervertreter im Verwaltungsrat. Dort beschäftigt er sich unter anderem damit, wie viel fossile Energie im Unternehmen noch verbraucht und wie Emissionen eingespart werden können. „Angesichts der Größenordnung von Spie ist das ein riesiges Thema“, sagt er. Außerdem arbeitet er daran mit, das Unternehmen weiter zu digitalisieren und die Arbeit für die Beschäftigten attraktiver zu machen – in Deutschland mit einem Jobticket, in Frankreich durch besser abgestimmte Arbeitszeiten.
Kessler hat Mitbestimmung von der Pike auf gelernt. „Vom Nachrücker vor 18 Jahren bis zum Konzernbetriebsratsvorsitzenden habe ich alles mal gemacht“, sagt er. Seine Erfahrung sei auch ein Vorteil bei der Wahl für den Posten in Paris gewesen. „Die Kollegen kannten mich und die Art, wie ich arbeite. “ Er habe stets versucht, transparent für alle zu sein. „Im Aufsichtsrat geht es viel um Zahlen. Da hilft es nicht, in Betriebswirtschaftsdeutsch oder Powerpoint-Floskeln zu reden“, sagt er. Er erzählt den Kolleginnen und Kollegen lieber, was diese Zahlen für sie bedeuten.
Nach seiner Wahl in den Verwaltungsrat erstaunte ihn zunächst die hohe Taktung, mit der in der Zentrale gearbeitet und entschieden wird: „Spie hat mit Deutschland und Frankreich zwei große Einheiten, und da hängen noch weitere Länder dran.“ Im Oktober ist die erste Hälfte seiner Amtszeit vorbei. Stand jetzt möchte er aber auch darüber hinaus weitermachen.
Frische Kräfte für die Betriebsräte
Genug Themen für die zweite Halbzeit seien da. Auch bei Spie verändere die Digitalisierung Berufsbilder. Deshalb setzt sich Kessler dafür ein, Mitarbeiter weiterzubilden. „Für die jüngeren Kollegen ist das einfacher, aber wir wollen auch die Älteren mitnehmen.“ Der Bedarf an qualifizierten Beschäftigten wachse. Künstliche Intelligenz und Software werden zukünftig auch bei Spie eine größere Rolle spielen und den Bedarf an qualifizierten Leuten ankurbeln – auch aus den eigenen Reihen.
Bedarf sieht er auch beim Nachwuchs in den Betriebsräten, nicht nur bei Spie. Gerade bei Digitalisierung und Umweltschutz bräuchten die Gremien mehr junge Stimmen. „Man muss die jungen Menschen über die Themen ansprechen, die sie sowieso etwas angehen“, sagt er. Laut Kessler müsse den jungen Leuten mehr Raum in den Betriebsräten geboten werden. „Wir müssen zeigen, dass Engagement zwar Niederlagen, aber auch Erfolge bringen kann.“