Quelle: HBS
Magazin MitbestimmungPraxistipp: Vertrauen bildet die Basis mobiler Arbeit
Das Institut für Mitbestimmung und Unternehmensführung (I.M.U.) der Hans-Böckler-Stiftung wertet regelmäßig Betriebs- und Dienstvereinbarungen aus und zeigt anhand von Beispielen, worauf es ankommt. Mit der Reihe „Praxistipp“ stellen wir in jeder Ausgabe eine Auswertung vor.
Die Pandemie hat gezeigt: Arbeit funktioniert auch unabhängig vom Betrieb. Damit verstärkte oder weckte sie den Wunsch vieler Beschäftigter nach mobiler Arbeit. Angesichts der wachsenden Konkurrenz um Fachkräfte können Arbeitgeber mit mobiler Arbeit gerade bei jungen Menschen punkten. Die Wünsche sind vielfältiger geworden. Es geht nicht nur um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, sondern um die persönlichen Lebensumstände der Beschäftigten generell. Mitbestimmungsakteure müssen das neue Normal
regeln. Es ist ein dynamischer Prozess, an dem auch Beschäftigte, deren Tätigkeit nur bedingt oder noch nicht örtlich und zeitlich flexibilisiert werden kann, beteiligt werden müssen. Die Studie „Die Praxis orts- und zeitflexiblen Arbeitens“ zeigt, wie Betriebsräte in verschiedenen Branchen mit diesem Wunsch umgehen.
Dabei gibt es verschiedene Knackpunkte: Wer mit Dokumenten arbeitet, die beispielsweise aufgrund von Datenschutzbestimmungen weder physisch noch elektronisch das Büro verlassen dürfen, organisiert seine Arbeit neu. Er oder sie sammelt etwa für mobile Arbeitstage Aufgaben, für die diese Dokumente nicht benötigt werden. Allein am mobilen Arbeitsplatz können Beschäftigte aber auch leicht das Gefühl dafür verlieren, wann genug ist. Schließlich fehlt der Vergleich zu Kolleginnen und Kollegen. Es besteht die Gefahr, permanent mehr zu arbeiten. Arbeitszeit muss auch außerhalb des Betriebs erfasst und begrenzt werden. Bei mobiler Arbeit kann der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen verkümmern. Die meisten Beschäftigten wünschen sich daher einen Mix aus mobiler Arbeit und Präsenz im Betrieb.
Auch für Führungskräfte ändert mobile Arbeit viel. Sie müssen sich vom Führen im klassischen Sinn verabschieden und virtuelle Teams zeitweise virtuell leiten. Jüngeren Führungskräften fällt das oft leichter, da sie meist selbst orts- und zeitflexibel arbeiten möchten.
So vielfältig wie die Fallstudien sind auch die Lösungen; sie reichen von detaillierten Regelungen bis hin zu einem groben Rahmen für Flexibilität. Das Aushandeln individueller Lösungen setzt ein gutes Miteinander im Betrieb voraus. In einem Betrieb der chemischen Industrie schloss der Betriebsrat daher eine Vereinbarung zur Vertrauenskultur ab, die hier als Voraussetzung für orts- und zeitflexibles Arbeiten gilt.
Alle Fallstudien und Ergebnisse zum Nachlesen unter: Die Praxis orts- und zeitflexiblen Arbeitens. Mobile Arbeit, betriebliche Vereinbarungen und Erfahrungen während der Corona-Pandemie. (imu-boeckler.de)
Weitere Fragen an: betriebsvereinbarung@boeckler.de