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Magazin Mitbestimmung

Frauenquote: Stühlerücken in den Aufsichtsräten

Ausgabe 11/2012

Die meisten Gewerkschaften haben eine Frauenquote für die Aufsichtsratsmandate beschlossen. Derweil ist die deutsche Regierung über verbindliche gesetzliche Regelungen ebenso tief zerstritten wie die EU-Kommission. Von Annette Jensen

Auf Regierungsebene ist der Streit über eine 40-prozentige Frauenquote in Aufsichtsräten offen ausgebrochen: Zwei CDU-geführte Bundesländer stimmten gegen den wachsweichen Kurs der Kanzlerin und ihrer Frauenministerin. Sie unterstützten im Bundesrat den SPD-Vorschlag, die Quote innerhalb von elf Jahren verbindlich festzuschreiben. Auf Arbeitnehmerseite steht das Thema schon viel länger auf der Tagesordnung: Mehrere Gewerkschaften haben sich inzwischen verpflichtet, in ein paar Jahren eine feste Quote zu erreichen.

Die Zeiten fürs Stühlerücken in den Kontrollgremien sind günstig: In diesem und vor allem im kommenden Jahr werden viele Aufsichtsratsposten neu besetzt. Das liegt daran, dass das Mitbestimmungsgesetz 1976 verabschiedet wurde und sich die meisten Gremien damals in den beiden Folgejahren neu konstituiert haben. Bei einer Wahlperiode von jeweils fünf Jahren stehen deshalb nun turnusmäßig Wahlen für die Aufsichtsräte an.

GEWERKSCHAFTEN MACHEN ERNST

Am weitesten vorangekommen in der Frage ist ver.di. Kein Wunder: 51 Prozent der Mitglieder sind weiblich, im Vorstand sitzen mehr Frauen als Männer, und auf den Stühlen für die hauptamtlichen Gewerkschafter in Aufsichtsräten nehmen in der Regel ebenfalls Vertreter beider Geschlechter Platz. Die übrigen Plätze auf der Arbeitnehmerbank sollen entsprechend der Anteile von Frauen und Männern im Unternehmen besetzt werden. Bei der Parfümeriekette Douglas hat das beispielsweise dazu geführt, dass die betrieblichen Vertreter alle weiblich sind und so der gesamte Aufsichtsrat zur Hälfte aus Frauen besteht.

Der IG-Metall-Vorstand hat 2011 beschlossen, den Anteil der hauptamtlichen Gewerkschafterinnen in den Aufsichtsräten auf 30 Prozent zu erhöhen und eine entsprechende Quote für die betrieblichen Vertretungen zu empfehlen. Bei den aktuellen Wahlen gilt das als Zielwert, in fünf Jahren ist die Quote Pflicht. Derzeit sind zwei Personen dafür zuständig, die aktuellen Wahllisten für die Aufsichtsratsposten zusammenzustellen: die für Unternehmens- und Mitbestimmungspolitik verantwortliche Tanja Jacquemin und der Vorstandsmann Detlef Wetzel. „Wenn bisher in einem Unternehmen die beiden externen Aufsichtsratsplätze von Männern besetzt waren, versuche ich darauf hinzuwirken, dass jetzt auch eine Frau aufgestellt wird“, berichtet Tanja Jacquemin. Sie nimmt Rücksprache mit den – bisher ausschließlich männlichen – Bezirksleitern und fragt dabei immer explizit nach geeigneten Frauen, die möglicherweise auch erst bei den nächsten Wahlen 2017/18 infrage kommen. „Die Chancen stehen gut, dass wir die Quote ohne ‚Blutvergießen‘ erreichen“, sagt Tanja Jacquemin. Weil aufgrund der Altersstruktur jetzt und in den kommenden drei bis vier Jahren viele hauptamtliche Metaller in Altersteilzeit gehen oder ganz ausscheiden, könnte die selbst verordnete Quote weitgehend ohne Geschlechterkampf und Verdrängungswettbewerb gelingen.

Auch die IG BCE hat für die eigene Organisation eine 30:30:30-Zielsetzung verabschiedet: Sie soll bis zum Jahr 2020 erreicht sein. Konkret heißt das, dass sowohl ein Drittel der politischen Sekretäre als auch der Führungskräfte weiblich sein sollen und die Aufsichtsratsmandate ebenfalls entsprechend quotiert sind. „Wir sind konsequent dabei, das umzusetzen“, sagt Edeltraud Glänzer, bisher einzige Frau im fünfköpfigen IG-BCE-Vorstand. Auf der Führungsebene der Landesbezirke hat sich in den vergangenen Jahren deutlich etwas getan: Zwei von acht Leitungen liegen inzwischen in Frauenhand. „Auch in allen anderen Funktionen und Gremien – im haupt- und ehrenamtlichen Bereich – werden wir so vorankommen“, ist Glänzer sicher. Besonderes Augenmerk gilt dem Nachwuchs: „Wir wollen junge Frauen überzeugen, sich in unserer Organisation zu engagieren und sich auch in die Betriebsratsarbeit einzubringen.“

Sigi Birth, der die Abteilung Mitbestimmung bei der IG BCE leitet, weist darauf hin, dass in seiner Gewerkschaft auch traditionell männlich dominierte Bergbaubetriebe organisiert sind. „Wir haben das Quotenthema ständig auf der Tagesordnung und versuchen, Wege und Lösungen zu finden. Aber in der Umsetzung ist das immens schwierig.“ Auch Vorstandsfrau Glänzer ist der Überzeugung, dass es notwendig sei, die einzelnen Branchen und Betriebe im Blick zu behalten. Und: Es braucht ein abgestimmtes, umfangreiches Maßnahmenpaket, das alle politischen und gesellschaftlichen Kräfte einbezieht und in die Verantwortung nimmt.

Bärbel Feltrini, Vorstandsfrau bei der IG BAU, hat die Erfahrung gemacht, dass es häufig vonseiten der Betriebsräte oder ehrenamtlichen Mitglieder Widerstand gibt, wenn eine Gewerkschaftsfrau einen männlichen Kollegen im Aufsichtsrat ersetzen soll – weil sie schon länger mit ihm zusammenarbeiten und oft ein Vertrauensverhältnis gewachsen ist. „Die Chance, Frauen in Aufsichtsräte zu bringen, gibt es meistens nur dann, wenn ein Mann in Rente geht oder aus anderen Gründen ausscheidet – oder wenn ein neuer Aufsichtsrat entsteht.“

In den vergangenen Jahren ist der Frauenanteil in der IG BAU unter den berufstätigen Mitgliedern deutlich gewachsen und beträgt dort inzwischen 28 Prozent. Vor allem der erfolgreiche Gebäudereinigerstreik vor zwei Jahren hat vielen IG-BAU-Männern Respekt abgenötigt. Doch in den Leitungsgremien sind die Männer noch fast ganz unter sich. Feltrini ist die einzige Frau im Vorstand, und unter den zwölf Regionalleitern ist nur eine einzige Frau. Schon seit Längerem hat die IG BAU einen Frauenförderplan. Doch bis die überwiegend noch sehr jungen Frauen in ein führungspositionsfähiges Alter hineingewachsen sind, wird es noch dauern. Dass sich Familie und Führungsetage nicht ausschließen, lebt Feltrini den jungen Frauen in ihrer Gewerkschaft vor: Sie ließ sich in den Vorstand wählen, als ihre beiden Kinder noch nicht einmal zur Schule gingen.

STRITTIGER SCHULUNGSBEDARF

Die Frage, ob Frauen in besonderer Weise auf die Aufsichtsratstätigkeit vorbereitet werden sollten, ist hochumstritten. „Problematisch ist es, wenn es so erscheint, als ob Frauen Nachhilfe bräuchten. Wenn es aber darum geht, dass sie sich in männlich dominierten Strukturen besser bewegen können, kann es sinnvoll sein“, meint die Wirtschaftsprofessorin Gertraude Krell. Wahrscheinlich 2014 findet an der Hochschule für Wirtschaft und Recht in Berlin (HWR) eine Kursreihe „Strategische Kompetenz für Frauen in Aufsichtsräten“ statt, die Modellcharakter haben soll. Geplant sind neben Modulen zu Haftungsrisiken, juristischen Fragen und Bilanzanalyse auch Einheiten zu ethischen Problemen und strategischen Kompetenzen wie Selbstdarstellung und Verhandlungsführung.

Die Volkswirtin Marion Weckes von der Hans-Böckler-Stiftung hält dagegen gar nichts von speziellen Aufsichtsratsseminaren für Frauen. „Das suggeriert, dass die Frauen Defizite und deshalb Schulungsbedarf haben.“ Männer würden in der Regel aufgrund ihres Lebenslaufs nominiert – und dasselbe müsse genauso für Frauen gelten. Natürlich hätten alle Aufsichtsräte – Männer wie Frauen gleichermaßen – die Pflicht, sich permanent à jour zu halten und sich beispielsweise über das 2009 verabschiedete Vorstandsvergütungsangemessenheitsgesetz zu informieren, sagt Weckes. Sie selbst sitzt zurzeit als einzige Frau im Aufsichtsrat der Düsseldorfer Stadtwerke und berät im Rahmen ihrer Tätigkeit bei der Stiftung viele Aufsichtsrätinnen und -räte, wenn sie Fragen zu den Jahresabschlüssen ihrer Unternehmen haben.

Tanja Jacquemin von der IG Metall ist auch der Meinung, dass Aufsichtsrätinnen keine spezielle Schulung benötigen. Doch viele der infrage kommenden Kolleginnen seien noch relativ jung und könnten aus diesem Grund ein bisschen zusätzliches Rüstzeug gut gebrauchen, meint sie. Seit 2012 bietet die IG Metall für Aufsichtsrätinnen und -räte vier auf ein Jahr verteilte Schulungsmodule an. Auch die anderen Gewerkschaften – wie auch die Hans-Böckler-Stiftung – organisieren ähnliche Fachseminare. Die von ver.di angebotene Seminarreihe kann mit einem Zertifikat der Universität Hamburg abgeschlossen werden. Darüber hinaus gibt es gelegentlich Kurse speziell für Frauen, die sich auf nicht-inhaltliche Probleme von Gremienarbeit beziehen: Was mache ich, wenn der Aufsichtsratschef dauernd mit mir essen gehen will oder mir die männlichen Kollegen permanent auf die Beine stieren?

GERECHT UND ERGEBNISORIENTIERT

Dass es eine Frage der Geschlechtergerechtigkeit ist, den Anteil von Frauen in Aufsichtsräten und anderen Führungsgremien zu erhöhen, wird öffentlich kaum jemand bestreiten. Doch gibt es auch Vorteile für die Unternehmen? Davon ist Marion Weckes überzeugt. „Frauen denken anders und stellen im Aufsichtsrat mehr Fragen. Sie wollen den Sachverhalt nachvollziehen können, während Männer oft denken, sie würden sich blamieren, wenn sie etwas nicht verstanden haben“, hat sie beobachtet. Auch in den oberen Etagen von Unternehmen trifft man heute ab und an Manager, die in reinen Schlips- und Kragengruppen einen Nachteil sehen. „Ich bin der festen Überzeugung, dass gemischte Teams einen Wettbewerbsvorteil darstellen“, sagte Thomas Rabe, seit Anfang 2012 Vorstandsvorsitzender bei Bertelsmann – und holte kurz nach seinem Amtsantritt eine Frau in den sechsköpfigen Vorstand. Auch Siemens-Chef Peter Löscher ist überzeugt, dass eine größere Vielfalt in den Chefetagen für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens entscheidend ist. „Zu weiß, zu männlich, zu deutsch“ lautete sein Urteil über den eigenen Konzern kurz nach dem Amtsantritt. Inzwischen sitzen dort zwei Frauen im zehnköpfigen Vorstand. Dagegen lehnte die Aktionärsversmmlung eine Frauenquote für den Aufsichtsrat strikt ab.

Und was sagt die Forschung? In den Medien viel zitiert wird eine Studie zweier US-Wissenschaftler über die Entwicklung von 248 börsennotierten Unternehmen in Norwegen, wo seit 2008 eine 40-Prozent-Quote in Aufsichtsräten gilt. Vor allem in Firmen, in deren Gremien vor der gesetzlichen Regelung kaum Frauen zu finden waren, soll es deutliche Wertverluste geben, so das Ergebnis der Untersuchung. Zu einem differenzierteren Schluss kommen die Universität Göttingen und das Karlsruher Institut für Technologie: Ein höherer Frauenanteil im Aufsichtsrat wirke sich positiv auf das Ergebnis von DAX-Unternehmen aus, wenn es sich um eine Firma mit einer überwiegend weiblichen Belegschaft handelt oder es seine Produkte direkt an Verbraucher verkauft, haben die Wissenschaftler herausgefunden. Bei anderen DAX-Konzernen konnten sie keinen Effekt nachweisen – auch keinen negativen. 

Frauen im Aufsichtsrat

Monika Brandl ist Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Telekom AG und seit 2004 Aufsichtsratsmitglied. Am Anfang gab es in dem 20-köpfigen Gremium nur zwei Frauen, seit 2008 sitzen auf der Arbeitnehmerbank immerhin schon vier Kolleginnen – und im Mai 2012 kam auch auf Anteilseignerseite eine Frau hinzu. „Ich bin eine absolute Quotenbefürworterin. Es ist die einzige Möglichkeit, dass wir nach vorne kommen“, sagt Brandl, die stolz darauf ist, dass ihre Gewerkschaft ver.di die Quote in der Satzung verankert hat. Nicht nur sie selbst hat beobachtet, dass sich der Austausch im Telekom-Aufsichtsrat intensiviert hat. „Auch die Herren haben bestätigt, dass eine Gruppe, in der sowohl Frauen als auch Männer vertreten sind, kommunikativer ist und die Zusammenarbeit gut läuft“, so Brandl. Was die Sachfragen angeht, sieht sie dagegen keine Unterschiede.

Zeynep Bicici ist Gewerkschaftssekretärin im Bereich Gebäudereinigerhandwerk und hat seit Kurzem bei der Duisburger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV) ein Aufsichtsratsmandat. „Ich bin keine Quotenfrau und möchte auch nicht so gesehen werden. Aber wenn ich mir die heutigen Aufsichtsräte anschaue, ist eine Quote wohl notwendig. Ohne sie funktioniert es offenbar nicht, dass Frauen in ausreichendem Maße in Aufsichtsräte gewählt werden“, sagt die 47-jährige gelernte Einzelhandelskauffrau, die seit zwölf Jahren Hauptamtliche bei der IG BAU ist. Ihr männlicher Vorgänger ist in Rente gegangen, sodass der Posten neu besetzt werden musste. Neben ihr sitzt nur eine weitere Frau im DVV-Aufsichtsrat, die von der Anteilseignerseite kommt. Bei den ersten Sitzungen fühlte Bicici sich voll akzeptiert. „Wer signalisieren würde, dass er einer Frau nicht zutraut, sich mit komplexen Themen auseinanderzusetzen, würde von mir auch sofort die rote Karte gezeigt bekommen“, sagt sie und lacht.

Bärbel Feltrini: Die Diplompolitologin hat Erfahrung damit, die einzige Frau in einem Leitungsgremium zu sein – nicht nur aus dem IG-BAU-Vorstand, sondern auch aus dem Aufsichtsrat bei Hochtief Facility Management, wo sie bis zur Konzernumstrukturierung Mitglied war. „Ich habe das damals in einen Vorteil umgemünzt: Ich falle garantiert auf, und nach der ersten Sitzung wusste jeder garantiert meinen Namen.“ Vor Kurzem wurde Feltrini in den Aufsichtsrat des Dienstleistungsunternehmens Aveco gewählt, wo es neben ihr noch eine Frau von ver.di sowie zwei Betriebsrätinnen gibt. Feltrini freut sich über die Quotendiskussion auf politischer Ebene, zumal es in ihrer eigenen Organisation dazu bisher keinen Beschluss gibt. „Frauen – egal wie gut sie sind – kommen ohne gesetzliche Regelung nur in Ausnahmefällen in Führungspositionen, und deshalb finde ich eine gesetzliche Regelung gut“, sagt die 48-Jährige. Sie vergleicht die Quote mit einer Schwimmhilfe: Wenn jemand schwimmen kann, ist sie nicht mehr nötig – aber bis dahin wird sie als Hilfsmittel gebraucht.

Babette Fröhlich ist seit 2007 Aufsichtsrätin bei VW. Bis vor Kurzem hatte sie als einzige Frau in dem 20-köpfigen Gremium ein Mandat, inzwischen gibt es dort auch zwei Aufsichtsrätinnen von der Anteilseignerseite. Obwohl der Aufsichtsratsvorsitzende seine Statements häufig mit der Ansprache „Frau Fröhlich, meine Herren“ einleitete, hatte die 47-Jährige nie die Empfindung, einen Sonderstatus zu haben. Ihre Meinung zur Quote hat sich derweil grundlegend geändert. „Vor zehn Jahren dachte ich noch, das ist totaler Quatsch. Heute bin ich unbedingt für eine gesetzliche Quote“, sagt Fröhlich. Dahinter steht die Lebenserfahrung der Frau, die bei der IG Metall für die strategische Planung und die Gesamtbetriebsräte der Autoindustrie zuständig ist. „Desto jünger man ist, desto mehr ist man überzeugt, dass man aufgrund von Fachwissen und Leistung als Frau in Gremien wie Aufsichtsräte kommt. Heute weiß ich, dass das nicht so ist.“

Edeltraud Glänzer: Die Vorstandsfrau der IG BCE ist Aufsichtsrätin in drei Unternehmen. Sowohl bei Merck als auch bei B. Braun Melsungen und Solvay vertritt neben ihr jeweils auch eine Betriebsrätin die Arbeitnehmerinteressen im Gremium. Bei B. Braun ist im Vorstand zudem eine Frau für die Finanzen zuständig, und Glänzer freut sich, dass die aufgrund ihrer Position eine herausragende Rolle bei den Sitzungen spielt. „Bei der IG BCE wollen wir keine einheitlichen, starren gesetzlichen Quoten. Wir wollen die jeweiligen Bedingungen in den Unternehmen berücksichtigt wissen. Von den Unternehmen erwarten wir, dass sie sich Ziele zur Erhöhung des Frauenanteils in der Belegschaft und in den Führungspositionen setzen. Es braucht eine zügige Zeitleiste, ein regelmäßiges Controlling und die Etablierung von Reportings. Und es braucht ein Maßnahmenpaket zur Personalauswahl und -entwicklung, eine andere Arbeitszeit- und Verfügbarkeitskultur sowie mehr Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Karriere“, sagt die 56-Jährige.

Roswitha Süßelbeck: Die stellvertretende Betriebsratsvorsitzende bei der Bayer CropScience AG ist auch Aufsichtsrätin. Bis vor Kurzem eine Gewerkschaftssekretärin von der IG BCE hinzukam, war sie die einzige Frau in dem zwölfköpfigen Gremium. Sie habe von Anfang an große Akzeptanz gespürt. Lediglich in den Pausen oder beim anschließenden Imbiss, wenn die Männer sich über Fußball unterhielten, fühlte sie sich ab und zu etwas außen vor. Grundsätzlich hält sie diese informelleren Begegnungen aber für wichtig, um außerhalb der Tagesordnung noch Themen anzusprechen. Zwar weiß sie, dass viele jüngere Frauen sich gegen die Quote wehren und allein aufgrund ihrer Leistung anerkannt werden wollen. Doch Roswitha Süßelbeck ist inzwischen überzeugt, dass es ohne eine gesetzliche Quote extrem lange dauern würde, bis Frauen in angemessener Weise in Aufsichtsräten vertreten sind. „Es gibt auch in anderen Bereichen Quoten, die als ganz normal und selbstverständlich angesehen werden. Zum Beispiel wird darauf geachtet, dass in den Bayer-Führungsgremien alle Standorte vertreten sind. Warum wird das beim Geschlecht anders bewertet?“

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