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Magazin Mitbestimmung

: Rätselhaftes Fundstück

Ausgabe 04/2012

Mit Turnvater Jahn wirbt im Kaiserreich und in der Weimarer Republik nicht nur die bürgerliche, nationalistisch gesonnene Deutsche Turnerschaft, sondern auch ihre Gegenorganisation, die der SPD nahesteht: der Arbeiter Turn- und Sportbund (ATB).

Neben der Büste Jahns, der einst den französischen Besatzern, den deutschen Fürsten und der „Ausländerei“ den Kampf ansagte, leuchtet samten die rote Fahne, und ein proletarischer Muskelmann krönt Jahns Haupt mit einem Kranz aus Eichenlaub. Jahn polarisiert – Heinrich Heine und Karl Marx spotteten über Friedrich Ludwig Jahn, doch die Arbeiter berufen sich auf den patriotischen Urvater. Das Motto des ATB, „Frisch – frei, stark – treu“, hätte ihm aber nur wenig Freude bereitet. Denn Jahn hatte mit „Frisch, frei, fröhlich, fromm“ ursprünglich eine andere Turner-Parole ausgegeben und das holprige Sprachkonstrukt dickköpfig gegen jede Neuerung verteidigt: „In den vier Worten ist die Steigerung unverkennbar, jede Umstellung verändert den Sinn und verschwächt ihn.“ Doch die Geschichte verläuft anders. Nach der gescheiterten Revolution von 1848 emigrieren viele revolutionär gesinnte Turner in die USA. Hier wird ihnen Asyl gewährt, hier können sie ihre Traditionen in deutscher Sprache pflegen. Es sind die Amerikaner, die 1880 die Parole ändern. Zwei Wörter werden ausgetauscht, die Wortmelodie gefälliger. „Frisch und frei, stark und treu“ ist zunächst das Motto der „American Turners“. 1907 folgt der Arbeiter Turn- und Sportbund, der den amerikanischen Brüdern politisch nahesteht. Der ATB ändert bald auch den Namen des Bundes selbst, er benennt sich in den Arbeiter-Turn- und Sportbund (ATSB) um, da seine Mitglieder sich weniger für Leibesübungen alter Schule, sondern immer stärker für Fußball, Leichtathletik, Handball und Wintersport erwärmen. Als solcher zählt er Ende der 20er Jahre 770 000 Mitglieder, doch die Dominanz bürgerlicher Vereine kann er nicht brechen. 1933 endet seine Geschichte gewaltsam. Der ATB wird durch die Nationalsozialisten verboten. Sportplätze, Turnhallen und Vereinsheime werden enteignet, führende Funktionäre inhaftiert oder ermordet.

KAY MEINERS

 

Rätselfragen

  • Im Jahr 1810 bekannte sich Jahn in einer Auseinandersetzung mit der Französischen Revolution zu einem völkischen Nationalismus. Wie hieß das Buch, das er in jenem Jahr veröffentlichte?
  • In welchem Jahr wurde aus dem ATB der ATSB?
  • Wie hieß der letzte Vorsitzende des ATSB, der 1944 bei einem Luftangriff in Kassel umkam?

 

Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 30.4.2012 bei uns ­eingehen, nehmen an einer Auslosung teil.

 

Preise
1. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 50 Euro,
2.–4. Preis: Gutschein der Büchergilde ­Gutenberg, Wert 30 Euro

 

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Redaktion Mitbestimmung,
Hans-Böckler-Straße 39, 40476 Düsseldorf
E-Mail: redaktion@boeckler.de
Fax: 0211/7778-225

 

Auflösung der Rätselfragen 3/2012

Arbeitslosigkeit – RAF – Michael Stevenson

Den 1. Preis hat Maria Scholz aus Riesa gewonnen. Je einen Gutschein im Wert von 30 Euro erhalten Bernhard Ochs aus Frankfurt/Main, Elke Oster aus Frankfurt/Main und Mario Strammiello aus Wiesloch.

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