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Magazin Mitbestimmung

: Mein Arbeitsplatz: Uhuru Peak, 5895 Meter über null

Ausgabe 07+08/2011

James Kiragu Kimani, 36, ist ausgebildeter Berg- und Safariführer. Er lebt in der kleinen Stadt Nanyuki am Fuße des Mount Kenia und führt auch Touristen zum höchsten Punkt Afrikas – dem Gipfel des Kilimandscharo auf tansanischem Gebiet.

„Die Höhe am Kilimandscharo kann einem auf das Gehirn schlagen. Das Blut nimmt weniger Sauerstoff auf, den Leuten wird schwindlig, oder sie bekommen Nasenbluten. Ich bin Bergführer, daher weiß ich, was zu tun ist. Das ist wichtig, denn viele Touristen überschätzen sich – sie fliehen aus dem Winter und wollen direkt auf den Berg. Das kann gefährlich werden. Mir persönlich macht die dünne Luft nichts aus. Manchmal steige ich auf der einen Seite des Riesenvulkans ab und auf der anderen Seite gleich wieder auf. Mit 15 Jahren ging ich von meinem Geburtsort am Fuß des Mount Kenia weg nach Nairobi. Ich war aber schnell wieder zurück. Das Geld reichte nie, es war dreckig, die Luft war schlecht, alle wollten einem an den Kragen. Aber ich habe kochen gelernt und anfangen, bei Bergtouren Geld zu verdienen.

In der Trockenzeit läuft das Geschäft ganz gut – aber in harter Konkurrenz. Wenn ich zu Hause bin, spreche ich ab morgens um sieben die Menschen, die in unsere kleine Stadt kommen, auf der Straße an. Ich weiß, dass Touristen manchmal genervt sind. Aber ich muss es machen, wenn ich etwas verdienen will – es ist mein Beruf. Als Bergführer arbeite ich selbstständig. Mir ist das am liebsten so. Ich bin unabhängig und mein eigener Herr. Und Sicherheit – die gibt es in Kenia ohnehin nicht. Wer einen Arbeitgeber hat, muss ihm laufend zur Verfügung stehen. Geld gibt es trotzdem nur für diejenigen Tage, an denen er Arbeit zu vergeben hat, weil Touristen ankommen. Dass jemand in unserem Beruf das ganze Jahr über bezahlt wird, habe ich noch nie gehört. Für mich ist das unvorstellbar.

Was von meinem Geld übrig ist, sende ich per Mobiltelefon an meine Familie. Die Miete muss bezahlt, Essen gekocht und Schulbücher für die Kinder müssen gekauft werden. Das Leben ist ein ewiges Budgetieren. Für große Sprünge, einen Führerschein zum Beispiel oder ein eigenes Büro, reicht es nie. Nächstes Jahr kommt mein Sohn auf die weiterführende Schule. Später die Tochter. Das Schulgeld frisst uns Kenianern die Haare vom Kopf. Ich weiß, dass die Leute in Europa alles umsonst bekommen. Das Leben hier in Kenia ist kompliziert. Aber ich gehe hier nicht weg. Das hier ist mein Land.“

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