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Magazin Mitbestimmung

: Mein Arbeitsplatz

Ausgabe 10/2011

Aliaho Hoder, Maßschneider, Tel Aviv, Nahalat Binyamin St. 29: „Ich bin in Bagdad geboren. In einer jüdischen Schule habe ich Hebräisch gelernt. Im Jahr 1952 bin ich nach Israel gegangen. Ich hauste in einem Auffanglager in einem Zelt, dann hat mich ein Onkel rausgeholt...

Der lebte mit seiner Familie schon viele Jahre hier und hatte ganz in der Nähe eine Schneiderei. Dort half ich, schaute zu, lernte. Dann musste ich zum Militär. Später arbeitete ich in einem Krankenhaus als eine Art Pfleger. Tag und Nacht. Später habe ich in einer Fabrik gearbeitet. Wir haben Regenmäntel genäht. Regenmäntel in Israel! Da schüttelt man den Kopf. Ich glaube, die gingen ins Ausland. Seit 38 Jahren habe ich meine eigene Schneiderei. Mein Arbeitsplatz hat sich in dieser langen Zeit kaum verändert.

Seitdem ich das Geschäft habe, arbeite ich mit einer alten Singer-Nähmaschine. Zwischendrin hatte ich mir mal eine andere Maschine gekauft – ich glaube, es war ein französisches Fabrikat. Aber es hat mit uns nicht richtig funktioniert. Ich habe dann weiter mit der Singer genäht. Im Laufe der Jahre habe ich mir einen Namen gemacht: Anzüge, Hosen, Kleider für Ärzte, Künstler, Leute vom Fernsehen, Politiker. Einige sind mir die ganze Zeit treu geblieben. Heute Abend besucht mich noch ein Kunde aus Haifa. Auch Ausländer lassen bei mir nähen. Ein Physiklehrer aus Schweden lässt sich bei seinen Besuchen in 14 Tagen immer zwei neue Anzüge machen. Diese Qualität kriegt er sonst nirgendwo.

Gleich um die Ecke liegt das Hotel Nordau. Das hatte früher einen etwas schillernden Ruf. Da kamen schnell die Damen rüber, wenn es ein Malheur gab, und ich habe ihre Kleidchen gleich repariert. Sie sind leichter zu nähen als schwere Anzugstoffe, aber mit den Damen ist dafür schwerer umzugehen als mit Männern. Früher habe ich jeden Tag bis 11 Uhr nachts gearbeitet. Jetzt höre ich um 16 Uhr auf. Ja, ein bisschen ist es auch das Alter. Aber die Zeiten haben sich geändert. Unsere Branche ist fast tot. Wenn Sie fragen: Ich bin immer noch der beste Schneider hier. Weit und breit. Zeigen Sie mir einen besseren! Schauen Sie sich meine Kleider an – diese Doppelnaht von Hand, das kann heute gar keiner mehr!“

Foto und Übersetzung: Maimon Maor

Zur Person

ALIAHO HODER weiß nicht genau, wann er geboren ist. Wahrscheinlich 1934. Der Maßschneider hat seine winzige Werkstatt etwas versteckt im ersten Stock eines Hinterhauses nahe des Marktes.

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