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Magazin Mitbestimmung

: Mein Arbeitsplatz

Ausgabe 04/2012

Eva-Maria Nieberle, 45, arbeitet als Intensivkrankenschwester seit 20 Jahren in Wechselschicht im Klinikum Augsburg. Sie ist alleinerziehende Mutter eines 15-jährigen Sohns. Nieberle war schon in der Jugendausbildungsvertretung aktiv und ist heute Mitglied im Personalrat des Klinikums.

Stenglinstraße 2, 86156 Augsburg „Wechselschichtdienst ist bei uns am Klinikum Augsburg der Normalfall. Wir wechseln zwischen Früh-, Spät- und Nachtdienst. Je nach Dienstplan folgt dann ein ‚Ausschlaftag‘. Den brauche ich auch, zumal nach mehreren Nachtdiensten hintereinander. Als ich 1990 anfing, hatten wir 36 Planstellen auf unserer Station, heute sind es 26. Immerhin konnten wir einiges durch eine verbesserte Arbeitsorganisation auffangen. Ebenso hat sich eine modernere medizinische Versorgung auf den Personalschlüssel ausgewirkt, doch die Patienten brauchen auch persönliche Betreuung, und oft sind wir Krankenschwestern Dolmetscher zwischen Patienten, Chirurgen und den Angehörigen in dieser Ausnahmesituation. Wir sind eben nah dran an den Patienten, das ist unsere Arbeit.

Mit der Übergabebesprechung beginnt der Dienst. Wir sind in der Nachtschicht zu viert für neun Patienten verantwortlich. Zwei bis drei Patienten betreue ich persönlich. Der neunstündige Nachtdienst unterscheidet sich in einer Intensivstation von der Menge der Arbeit her kaum gegenüber dem Tagesdienst. Denn wenn die Patienten schlafen, wechseln wir Druck- und Zuleitungssysteme. Für diese ständig anfallenden Routinearbeiten haben wir tagsüber oft keine Zeit. Alles muss dabei handschriftlich, oft mehrfach, dokumentiert werden. Nicht alle Patienten schlafen und brauchen entsprechende Hilfe und Betreuung. Mundhygiene, drehen, neu betten und die Beatmung überwachen, das sind typische Pflegearbeiten. Hinzu kommen Notfallpatienten, die nach einem Unfall versorgt werden müssen.

Ich bin Mitte 40 und gehöre zu den Ältesten auf der Intensivstation. Wenn wir uns über die ‚Rente mit 67‘ Gedanken machen, dann scherzen wir oft, wie wir in 20 Jahren als Krankenschwestern mit dem Rollator durch die Gänge huschen. Was die Zukunft bringen wird, weiß ich nicht. Sicher ist, dass man im Alter nicht auf einer Intensivstation arbeiten kann, ebenso wenig wie auf einer Normalstation. Die Hektik ist auch dort viel zu groß. Derzeit sehe ich mich am richtigen Ort: Für die vielen Jungen im Team, die in den Zwanzigern sind, ist es vorteilhaft, wenn jemand Abgeklärteres mit im Team ist.“

Textdokumentation und Foto: WERNER BACHMEIER

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