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Magazin Mitbestimmung

Stahlindustrie: Langfristige Chancen

Ausgabe 01/2016

In der Stahlindustrie wird der Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften eher zurückhaltend eingeschätzt. Thyssen-Krupp Arbeitsdirektor Oliver Burkhard fordert  auf zu einer ehrlichen Diskussion über Qualilfikations- und Integrationsmöglichkeiten von Flüchtlingen. Arbeitsdirektor Felix Osterheider sieht Integration als regionale Aufgabe. Von Gunnar Hinck

In der montanmitbestimmten Stahlindustrie ist die „Welle“ der Flüchtlinge noch nicht angekommen. Insgesamt wird der Bedarf an zusätzlichen Arbeitskräften eher zurückhaltend eingeschätzt. Von einem Fachkräftemangel, der durch Asylsuchende behoben werden könne, ist nicht die Rede. 

Oliver Burkhard, Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor bei der Thyssenkrupp AG, sagt: „Einzig langfristig können sich Chancen ergeben, denn die deutsche Wirtschaft ist letztlich auf qualifizierte Zuwanderung angewiesen – auch wenn wir bei Thyssenkrupp noch nicht von einem Fachkräftemangel sprechen.“ Man müsse „die Situation ehrlich und differenziert beurteilen“, lautet ein Statement des Unternehmens für die „Mitbestimmung“. „Nicht alle Menschen, die zu uns kommen, haben die Qualifikationen, die wir brauchen, oder die Möglichkeit, sich diese sehr kurzfristig anzueignen“ heißt es in der Erklärung. 

Allerdings will das Unternehmen in den kommenden zwei Ausbildungsjahren 150 zusätzliche Ausbildungsplätze für Flüchtlinge schaffen. Rund ein Dutzend Flüchtlinge haben bereits als Praktikanten angefangen. 

 Die Gefahr von Verteilungskonflikten mit der Stammbelegschaft, hier besonders mit   „alteingesessenen“ Migranten oder Deutschen mit Qualifizierungsdefiziten sieht Thyssen-Krupp-Arbeitsdirektor Oliver Burkhard nicht, solange die Alteingesessenen von Gesellschaft, Politik und Unternehmen nicht vergessen würden. „Als Unternehmen haben wir eine Verpflichtung, daran mitzuwirken. Wir tun das, indem wir zusätzliche Praktika, Ausbildungsplätze und Arbeitsstellen für Flüchtlinge schaffen und keine Einschnitte in bisherige Zusagen machen“, sagt das Vorstandsmitglied. 

Integration als regionale Aufgabe

Bei der Georgsmarienhütte GmbH bei Osnabrück sieht man ebenso wenig einen akuten Fachkräftebedarf. „Wir sind demografiefest und haben keinen Mangel an Bewerbern“, heißt es. Bis auf einen Maschinenbediener-Azubi sind noch keine Flüchtlinge angestellt worden. Für die Zukunft plant das Unternehmen aber, zusammen mit einer örtlichen Bildungseinrichtung Vorschalt-Monate oder Praktika auf den Weg zu bringen. „Dies wollen wir aber nicht im Alleingang tun, sondern zusammen mit anderen Unternehmen“, sagt Felix Osterheider, der Arbeitsdirektor des Stahlunternehmens.  

„Wir sehen die Integration der Flüchtlinge als regionale Aufgabe.“ Was das Qualifikationsniveau der Flüchtlinge angeht, ist Osterheider optimistisch: „Ich kann mir im gewerblichen Bereich nicht vorstellen, dass das intellektuelle Verstehen der Aufgaben ein Problem sein wird. Haupthürde wird das Erlernen der deutschen Sprache sein.“  

 Die Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) in Duisburg wollen in diesem Jahr Praktika für Flüchtlinge anbieten. Eventuell wird ein spezieller „Praktikantenkurs“ angeboten, der sich an das Programm „Zweite Chance“ anlehnen würde, mit dem HKM Jugendliche auf eine Ausbildung vorbereitet. 

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