Quelle: HBS
Magazin MitbestimmungRätselhaftes Fundstück: Im Pestalozzidorf
Aus der Türkei kommen in den 60er Jahren auch Jugendliche ohne ihre Eltern nach Deutschland, um hier im Bergwerk zu arbeiten. Untergebracht werden sie in den Pestalozzidörfern.
Frisch aus der Türkei angereist sind die Jugendlichen, die sich, wohl im Winter 1963/64, vor der Baracke der Dorfleitung des Pestalozzidorfes Dinslaken-Lohberg zum Foto versammelt haben. Sie sollen zu Bergarbeitern ausgebildet werden. Der Arbeitskräftemangel im Bergbau und die Herausforderung, junge, arbeitslose Flüchtlinge aus dem Osten in der Nachkriegszeit zu integrieren, hat ab 1948 zur Gründung von Pestalozzidörfern geführt. In diesen Wohnsiedlungen leben die Jugendlichen nach den Grundsätzen des Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi, angepasst an die Bedürfnisse des Bergbaus, bei deutschen Gasteltern – die Hausväter arbeiteten selbst im Bergbau. Das Pestalozzidorf in Dinslaken-Lohberg, dessen erste Häuser schon 1950 errichtet wurden, ist eines der größten seiner Art in Deutschland.
Doch nachdem die Zahl der deutschen Berglehrlinge in den 60er Jahren bereits spürbar zurückgeht, werden auch im Pestalozzidorf Lohberg immer mehr Plätze frei. Sie werden von türkischen Jugendlichen besetzt, die ohne ihre Eltern ins Ruhrgebiet kommen, um Bergbaulehrlinge zu werden. Sie kommen zumeist aus der Bergbauregion am Schwarzen Meer, wie Dieter Oelschlägel und Birgit Gargitte in dem Buch „Seine Pestalozzizeit vergisst man nie“ schreiben, das jüngst im Essener Klartext Verlag erschienen ist. Der für die Ausbildung zuständige Direktor Steffens berichtet im September 1963 in der Zeitschrift „Der Förderturm“ über die Ankunft der türkischen Jugendlichen im Pestalozzidorf, von einem gemeinsamen „Kaffeekränzchen“ mit den Neuankömmlingen, lobt die guten Sprachkenntnisse seiner Schützlinge und erklärt pathetisch, diese hätten ein „eindeutiges Liebesbekenntnis für die Schachtanlage und das Pestalozzidorf“ abgegeben.
Am 19. Juli 1964 findet die erste Knappenprüfung türkischer Berglehrlinge auf der Schachtanlage Lohberg statt. Im Oktober des Jahres besucht sogar der damalige türkische Arbeitsminister und spätere Ministerpräsident Bülent Ecevit das Pestalozzidorf Lohberg.
Text: Ingo Zander
RÄTSELFRAGEN
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