zurück
Sani Omarou (32) ist Vorarbeiter in einer Gerberei in Niamey Magazin Mitbestimmung

Mein Arbeitsplatz: Gerberei Yantala, Niamey, Niger

Ausgabe 02/2023

Sani Omarou (32) ist Vorarbeiter in einer Gerberei in Niamey, der Hauptstadt von Niger, und hat eine Frau und zwei Kinder. Von Stephan Pramme

„Am frühen Morgen, wenn ich mit dem Motorrad die sieben Kilometer zur Arbeit in der Gerberei Yantala fahre, ist  es noch angenehm kühl. Mein Arbeitsplatz liegt direkt am Ufer des Niger in unserer Hauptstadt Niamey. Jetzt im Februar ist der Fluss besonders breit, und das Wasser reicht bis zu unseren Färbeplätzen.

Seit 15 Jahren arbeite ich hier und habe mich zum Vorarbeiter hochgearbeitet. Ich überwache die Arbeit der anderen Gerber, aber packe auch selbst mit an. Rund 100 Menschen, darunter auch Kinder, gerben hier täglich Tierhäute. Schon mein Vater hat hier Leder gegerbt. Er hat mich angelernt. 

Meine Spezialität sind Schaf- und Ziegenfelle. Bei ihnen weiß ich genau, wie lange sie in den Laugen- und  Wasserbottichen bleiben müssen, um sie optimal weiterzuverarbeiten. Nach dem Einweichen schabe ich das Fell mit Klingen ab. Aufwendiger sind die großen Felle von Rindern. Gerade spülen meine Kollegen unten am Fluss die Haut eines zweieinhalb Meter langen Pythons. Vielleicht wird daraus einmal eine Handtasche. Schlangenhäute verarbeiten wir aber nur sehr selten.

Das Leder unserer Gerberei geht an Händler, die es an Werkstätten verkaufen. Sie fertigen Rucksäcke, Handyhüllen oder Sandalen daraus, die auf den heimischen Märkten angeboten werden. Manchmal dürfen wir Leder für uns selbst mitnehmen. So kam ich zu meinem Gürtel. Von den 25.000 bis 30.000 CFA-Francs Wochenlohn (etwa 38 bis 46 Euro) ernähre ich meine Frau und meine zwei Kinder, natürlich unterstütze ich  auch noch meine Eltern. Ich arbeite sieben Tage die Woche. Urlaub bekommen wir nicht. Ich bleibe nur zu  Hause, wenn ich krank bin. Mittags, wenn es sehr heiß wird, machen wir Pause. Dann beten wir gemeinsam und kaufen Reisgerichte bei einer Köchin, die jeden Tag mit einer rollenden Küche vorbeikommt. Meine Arbeit endet erst, wenn die Sonne hinter dem Niger untergeht.“


Arbeitsalltag in der Gerberei Yantala in Niger

  • Gerberei Yantala in Niger
    Rund 100 Menschen, darunter auch Kinder, gerben täglich Tierhäute in der Gerberei Yantala in Niger.
  • Gerberei Yantala in Niger
    In der Gerberei werden vor allem Schaf- und Ziegenfelle verarbeitet und eingefärbt. Das Leder geht dann an Händler, die es an Werkstätten verkaufen. Sie fertigen Rucksäcke, Handyhüllen oder Sandalen daraus, die auf den heimischen Märkten angeboten werden.
  • Am Flussufer in Yantala, Niger
    Nach getaner Arbeit waschen die Gerber am Flussufer Lauge- und Färbemittel ab.

Zugehörige Themen

Der Beitrag wurde zu Ihrem Merkzettel hinzugefügt.

Merkzettel öffnen