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Christiane Benner, Zweite Vorsitzendeder IG Metall, fordert faire Regeln für Crowdworker. Magazin Mitbestimmung

Crowdworker-Rechte : Es geht fast immer um Geld

Ausgabe 04/2019

Vor zwei Jahren initiierte die IG Metall eine Ombudsstelle zur Schlichtung von Streit zwischen Plattformen und ihren Clickarbeitern. Eine Idee, die sich bewährt hat. Von Gunnar Hinck

Es war ein Experiment mit ungewissem Ausgang. „Niemand wusste, ob sich überhaupt jemand meldet oder ob wir es mit Tausenden Fällen zu tun haben“, erinnert sich Christiane Benner an ihre Idee, eine Ombudsstelle zur Schlichtung von Streit zwischen Crowdsourcing-Plattformen und ihren Clickarbeitern einzurichten. Zwei Jahre ist das jetzt her. Der Zweiten Vorsitzenden der IG Metall ging es um Mindeststandards und faire Regeln für die wachsende Zahl von Mikroselbstständigen. 

Was bereits seit 2015 existierte, war ein „Code of Conduct“, ein in der Branche weltweit einmaliger, freiwilliger Verhaltenskodex, mit dem sich – aktuell neun – Crowdsourcing-Plattformen unter anderem zu fairer Bezahlung, einem respektvollen Umgang mit ihren Crowdworkern und dem Schutz der Privatsphäre verpflichten. In der Praxis habe sich die Idee bewährt, findet Christiane Benner. „Die Plattformen, die den Code of Conduct unterschrieben haben, sind tatsächlich bestrebt, fair mit den Crowdworkern umzugehen“, sagt die Gewerkschafterin. 

Wenn es Streit gibt zwischen Plattformen und Digitalarbeitern, dann fast immer ums Geld. Die strittigen Beträge sind meist gering – was die Crowdworker davon abhält, ihr Recht gerichtlich zu erstreiten. Genau da setzte Christiane Benner mit ihrer Initiative für eine unabhängige Schlichtungsstelle an. 

Vor zwei Jahren nahm die Ombudsstelle ihre Arbeit auf, 30 Mal wurde sie seitdem angerufen. In allen Fällen gelang eine einvernehmliche Einigung. „Jedes Mitglied der Ombudsstelle bringt seine Expertise ein“, erklärt Gewerkschaftssekretär Robert Fuß, der die IG Metall in dem fünfköpfigen Gremium vertritt. „Es wird diskutiert, bis ein Konsens hergestellt ist.“ In den bisherigen Fällen akzeptierte die Plattform entweder nachträglich das Arbeitsergebnis des Crowdworkers oder zahlte den strittigen Betrag aus Kulanz. Auch Christiane Benner ist mit der Zwischenbilanz zufrieden: „Sie zeigt, dass es ein Bedürfnis nach einer unabhängigen Schlichtung gibt.“

Wie wichtig der IG Metall die Arbeitsbedingungen bei den Plattformunternehmen sind, zeigt auch die jüngste Initiative: Gemeinsam mit der „Youtubers Union“, einer Bewegung mit mittlerweile mehr als 15 000 Mitgliedern, will Europas größte Gewerkschaft bessere Arbeitsbedingungen und transparentere Regeln auf der weltweit größten Videoplattform erstreiten. IG Metall und Youtubers Union fordern unter anderem menschliche Ansprechpartner statt automatisierter Antworten bei Problemen, eine unabhängige Schlichtungsstelle nach Vorbild der Crowdworking-Ombudsstelle und einen You­tuber-Beirat, der bei Veränderungen auf der Plattform mitreden soll. Sollte Youtube sich nicht binnen vier Wochen mit der IG Metall an den Verhandlungstisch setzen, droht die Gewerkschaft unter anderem mit einer gerichtlichen Überprüfung der Youtube-Arbeitsverhältnisse auf Scheinselbstständigkeit. 

Die Ombudsstelle

Die fünfköpfige Schlichtungsstelle besteht aus einer Arbeitsrichterin, einem Crowdworker, je einem Vertreter des Deutschen Crowdworking-Verbands und der Texterstellungs-Plattform content.de sowie Robert Fuß von der IG Metall.

Der Code of Conduct: der Verhaltenskodex besteht seit 2015.

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