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Magazin Mitbestimmung

Mibrag: Energische Frau im Tagebau

Ausgabe 11/2013

Roswitha Uhlemann, Betriebsratsvorsitzende im Braunkohle-Tagebau um Bitterfeld, möchte ein klares Bekenntnis der Politik zur Braunkohle, weil ansonsten die MIBRAG nicht in CO2-ärmere Kraftwerke investieren wird. Von Karin Flothmann

Roswitha Uhlemann ist manchmal ganz schön entnervt. „Es gibt nach wie vor kein Energiekonzept, von dem ich sagen könnte: Darauf kann man die Zukunft aufbauen“, sagt die Betriebsratsvorsitzende der MIBRAG, der Mitteldeutschen Braunkohlengesellschaft. Ihr fehlt ein klares Bekenntnis der Politik zur Braunkohle. Die aber brauche der Industriestandort Deutschland in seinem Energiemix, gerade in Zeiten der Energiewende, meint die 60-Jährige, die auch Aufsichtsratsmitglied der MIBRAG ist und bis 2013 im dreißig-köpfigen Hauptvorstand der IG BCE war. „Aus der Steinkohle steigen wir 2018 aus, das letzte Atomkraftwerk geht 2021 vom Netz. Wer meint, bis dahin könnten wir allein mit regenerativen Energien unseren Strom erzeugen, ist blauäugig“, echauffiert sich die Betriebsrätin.

Das Hauptgeschäft der MIBRAG, die früher unter dem Namen VEB Braunkohlekombinat Bitterfeld firmierte, ist die Braunkohle. „Wir machen Kohle mit der Kohle“, sagt Uhlemann und lacht. Der Konzern ist eines der kleinsten Braunkohleunternehmen in Deutschland und gehört inzwischen dem tschechischen Unternehmen Energetický a Průmyslový Holding (EPH). Hier herrscht Montanmitbestimmung, die Arbeitsbedingungen sind gut, und das Geld stimmt. Neben dem Chemiedreieck Leuna ist die MIBRAG der größte Arbeitgeber in der Region. Zwei Tagebaue südlich von Leipzig gehören zum Unternehmen, zum einen Profen in Sachsen-Anhalt und einige Kilometer östlich der Tagebau Vereinigtes Schleenhain in Sachsen. Die Kohle, die hier abgebaut wird, ist bis zu 45 Millionen Jahre alt. Außerdem betreibt die MIBRAG inzwischen noch zwei Braunkohlekraftwerke, die in erster Linie Strom für den eigenen Tagebau-Bedarf produzieren. Das dritte und älteste Kraftwerk ging im Sommer dieses Jahres vom Netz.

Uhlemann setzt auf neue Technologie. Die MIBRAG hat schon seit Jahren Pläne für ein gut regelbares Großkraftwerk Profen, technisch auf dem neusten Stand, mit geringerem CO2-Ausstoß und größerem Wirkungsgrad. „Profen ist ein großes Zukunftsprojekt“, sagt Uhlemann, „doch aufgrund der unsicheren Situation fährt der Konzern es zurzeit auf Sparflamme. Denn so ein Kraftwerk ist ein Milliardenprojekt.“ Aber da die Politik sich nicht für die Kohle ausspricht, liegen die Pläne zurzeit in der Schublade. Immerhin wolle so manche Partei ja den vollständigen Ausstieg aus der Braunkohle. Die Arbeitnehmervertreterin Uhlemann hält das für naiv, streitet mit den Grünen vor Ort immer wieder um diese Fragen. Natürlich, auch Uhlemann findet es gut, „dass es Menschen gibt, die sagen, wir müssen auf unsere Umwelt achten.“ Auch sie will für ihre Enkelkinder eine saubere Zukunft. „Deshalb brauchen wir technologisch hochwertige Kraftwerke“, meint sie. „Durch die Braunkohle wird die Umwelt immer weniger belastet.“

Rund 1900 Beschäftigte hat die MIBRAG. Gut die Hälfte von ihnen arbeitet in den Tagebauen. Die politischen Unwägbarkeiten drücken derzeit auf die Stimmung. „Unsere Belegschaft ist hin- und hergerissen“, erzählt Uhlemann. „Die einen glauben noch an das Kraftwerk Profen. Die anderen sagen, das kommt nie.“ Außerdem hat die MIBRAG auch Windräder. „Die ersten drei sind in Betrieb“, erzählt Uhlemann, und es seien weitere im Gespräch.

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