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Magazin Mitbestimmung

Rätselhaftes Fundstück: Eine Währung für die Welt

Ausgabe 01+02/2013

Der Euro? Nur ein kleines Projekt im Vergleich zu dem was dem Chemiker Wilhelm Ostwald vor über 100 Jahren vorschwebte. Neben einer Welteinheitssprache setzte er sich auch für eine Welteinheitswährung ein.

Die einheitliche Weltwährung ist eines jener utopischen Standardisierungsprojekte, für die sich Fortschrittsgläubige der entwickelten Nationen in den Jahren um 1900 einsetzen. Der deutsche Chemiker und Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald gehört zu den eifrigsten Verfechtern dieser Idee. Dass er kaum über ökonomisches Fachwissen verfügt, schreckt ihn nicht. Er schreibt: „Da das Geld ein Verkehrsmittel ist und unter diesen zu den wichtigsten gehört, so unterliegt es auch all den Gesetzen, für die diese in Geltung sind.“ Ostwald engagiert sich auf vielen Gebieten für die Etablierung globaler Standards. So soll eine Welthilfssprache die Kommunikation erleichtern. Auch das gesamte Weltwissen soll nach einheitlichen Kriterien erfasst werden. In Ostwald steckt ein Träumer, der anfällig ist für den wilhelminischen Größenwahn.

Doch zugleich gibt es ernsthafte Bestrebungen, den Geldverkehr zu standardisieren. Die deutsche Reichseinigung von 1871 räumt auf mit der – so Ostwald – „unerträglichen Mannigfaltigkeit des deutschen Geldes“. Von 1865 bis 1927 existiert die Lateinische Münzunion, die auf Basis des Franc die Transaktionen zwischen Frankreich, Belgien, Italien und der Schweiz standardisiert. Und in den skandinavischen Staaten gilt zwischen 1872 und 1931 die Krone als gemeinsame Währung. Als einziger Maßstab für das Weltgeld bietet sich nach Ostwald der Goldstandard an. Doch sein Konzept scheitert, weil es eine damals wie heute nicht vorstellbare politische Zusammenarbeit erfordert. Bis heute hegen Ökonomen große Zweifel, ob es sinnvoll wäre, verschiedene politische Systeme und unterschiedlich dynamische Wirtschaften in einem globalen Währungsraum zusammenzusperren. Der Historiker Markus Krajewski urteilt ein Jahrhundert später in seinem Buch „Weltprojekte“ über Ostwald: „Man kommt nicht umhin, Ostwalds Serie von Weltprojekten zunächst kaum anders als misslungen zu bilanzieren.“ Für unvernünftig, schreibt er sibyllinisch, halte er Ostwalds Ideen aber nicht: „Allein in der Geschwindigkeit, mit der sich seine Weltprojekte realisieren lassen, hat der sächsische Geheimrat offenbar geirrt.“


Rätselfragen
- In welchem Jahr setzte die Bank of England erstmals einen festen Goldpreis in Pfund fest und band so die Währung an das Edelmetall?
- Welche FDP-Politikerin verlor ihren Doktortitel, weil ihre Promotion über die Lateinische Münzunion als Plagiat erkannt wurde?
- Ostwald unterstützte eine Institution, die Probleme der Internationalisierung der Wissenschaften theoretisch wie organisatorisch bewältigen sollte. Sie bestand von 1911 bis 1913. Wie lautete ihr Name?

Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 28. Februar 2013 bei uns eingehen, nehmen an einer Auslosung teil. Preise: 1. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 50 Euro, 2.– 4. Preis: Gutschein der Büchergilde Gutenberg, Wert 30 Euro

Schicken Sie uns die Lösung:
Redaktion Mitbestimmung
Hans-Böckler-Straße 39
40476 Düsseldorf
E-Mail: redaktion@boeckler.de
Fax: 0211/77 78-225

Auflösung der Rätselfragen 12/2012:
4. Dezember – Ullstein – 10 Pfennig

 

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