: Editorial
Nach einem halben Jahrhundert
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
vor einem halben Jahrhundert waren Kohle und Stahl noch das Rückgrat der Volkswirtschaft, Symbole für den Wohlstand einer ganzen Nation. Längst aber hatten sie ihr Janusgesicht offenbart: Auch Kriege ließen sich trefflich mit ihnen führen. Dass es den Gewerkschaften nach 1945 gelang, Mitbestimmungsrechte in diesen "Schlüsselindustrien" zu erkämpfen, war nicht nur ein Signal der Demokratisierung - es war ein Symbol des inneren und äußeren Friedens.
Mit diesem Heft ehrt die Hans-Böckler-Stiftung gleich zwei Vorgänger, deren Geschichte eng mit der Montanmitbestimmung verbunden ist: die am 23. April 1954 gegründete Hans-Böckler-Gesellschaft, einen Verein der Arbeitsdirektoren und Arbeitnehmervertreter in den Aufsichtsräten der Montanindustrie, der dem Erfahrungsaustausch und der Öffentlichkeitsarbeit dienen sollte, und die am 1. Mai 1954 gegründete Stiftung Mitbestimmung - ein Studienförderungswerk für begabte, aber sozial benachteiligte Kinder aus Arbeiterfamilien.
Ihre Geschichte zu rekonstruieren, war zuweilen recht mühsam. So war es unerhört schwierig, ein Foto Erich Lübbes, des ersten Geschäftsführers der Stiftung Mitbestimmung, zu beschaffen. Erst nach langen Vorrecherchen im Archiv der Sozialen Demokratie konnten wir ein Bild im Fotoarchiv des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" ausfindig machen, das die Kollegen wegen unklarer Bildrechte zuerst nicht hergeben wollten. Aber wenn man beharrlich ist, bekommt man das Bild am Ende doch.
Auch unsere Layouter haben wir dieses Mal besonders gefordert - mit schwierigen Fotoretuschen und Sonderwünschen, wie einer Doppelseite, die die Amtszeiten aller bisherigen Geschäftsführer chronologisch abbildet. Was so harmlos aussieht, hat im Detail viele Tücken - besonders bei einer Einrichtung, die zwei Vorgänger und zeitweise drei Geschäftsführer gleichzeitig hatte. Doch die Mühen unserer Zeitreise, haben sich, wie wir meinen, gelohnt.