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Magazin Mitbestimmung

: Editorial

Ausgabe 05/2005

Politik der kleinen Schritte

von Kay Meiners
Kay-Meiners@boeckler.de

Liebe Leserinnen, liebe Leser,
der Mannheimer Ökonom Axel Börsch-Supan gilt als Koryphäe, wenn es um die Alterung der Gesellschaft geht. Einen Termin für ein Interview (Seite 10) hatten wir in der Tasche - allerdings fanden wir sein Institut zuerst nicht. Die Altstadt von Mannheim ist in Planquadrate eingeteilt, die zu seltsamen Adressen wie "L 13, 17" führen. Selbst Einheimische haben Probleme, wenn sie Fremden das System erklären sollen. Die Mitarbeiterin des Professors lotste uns dann schließlich per Handy zu sich. Börsch-Supan versucht auszurechnen, in welchem Maße sich das Verhältnis zwischen Alt und Jung verschiebt. Er ist überzeugt, dass sie Folgen dramatisch und Wohlstandsverluste für die Gesellschaft unvermeidlich sind. Gleichzeitig wendet er sich mit ethischen wie mit ökonomischen Arumenten vehment dagegen, dass die Alten gegen die Jungen ausgespielt werden. Diese nüchterne Sichtweise auf die Zukunft hat mich beeindruckt.

Die Menschen werden älter, und die durchschnittliche Lebensarbeitszeit wird steigen müssen. Ebenso müssen wir erst noch lernen, Menschen mit 55 als alt abzustempeln. Die Wirtschaft, so scheint es, hinkt der Gesellschaft sogar noch hinterher. Unsere Recherchen zeigen, dass viele Unternehmen nur ungenügend auf den demografischen Wandel vorbereitet sind (Seite 16). Auch dort, wo man beginnt umzudenken, gelingt oft nur eine Politik der kleinen Schritte. Einzelne Betriebe ausschließlich mit Älteren zu betreiben, wie es die Supermarktkette Netto tut (Seite 20), ist noch relativ leicht. Am Ende aber geht es um einen gesunden Altersmix. Die üstra AG in Hannover arbeitet an einem solchen Konzept (seite 26). Und die Berliner Stadtreinigung hat durch Insourcing leichte Arbeiten zurückgeholt, um weniger leistungsfähige Kollegen beschäftigen zu können (Seite 30). ´

Vieles mag heute noch unvollkommen vorkommen - sei es, weil die Konzepte noch nicht wirklich nachhaltig sind, sei es, weil die Alten noch nicht überall mit ausreichend hoher Produktivität eingesetzt werden. Pioniere sind die vorgestellten Unternehmen allemal.

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