Quelle: HBS
Magazin Mitbestimmung: Editorial
"Krankheiten wie der Burn-out könnten typisch für das 21. Jahrhundert werden."
Das sagt Klaus Pickshaus, Gesundheitsexperte beim Vorstand der IG Metall - und keiner, der die Zahlen kennt, mag da widersprechen. Die Zahl der psychisch bedingten Ausfalltage in den Betrieben steigt kontinuierlich, wie unser Trendreport zeigt. Der Anstieg wird gerne mit einer größeren Aufmerksamkeit für das Thema erklärt - was suggerieren soll, dass eigentlich alles beim Alten geblieben ist. Doch dadurch wird der Blick auf neue oder unterschätzte Gefahren nur verstellt.
Auch Betriebsräte trauen sich oft nicht an das Thema der psychischen Belastungen heran - sei es, weil andere Probleme dringender scheinen, sei es, weil psychische Belastungen noch immer tabubesetzt sind. Der Wissenschaftler Johannes Siegrist, der uns seinen Forschungsansatz erläutert hat, unterstreicht, wie falsch das ist. Es ist natürlich, dass Menschen auf Stress reagieren - und dass sie Belastungsgrenzen haben. Die Aufgabe der Gewerkschaften muss es daher sein, Belastungen zu minimieren und den Zugriff auf die Arbeitskraft zu begrenzen.
Niemand verlangt von den Vertretern der Arbeitnehmer, selbst Experten zu werden. Ihre Aufgabe ist es eher, an einem ganzheitlichen, präventiven Gesundheitsmanagement mitzuwirken, Fehlentwicklungen zum Thema zu machen und Abhilfe zu fordern, wenn Grenzen überschritten werden. Das wichtigste Instrument sind die Gefährdungsbeurteilungen, denen die WSI-Forscherin Elke Ahlers aber ein Vollzugsdefizit attestiert (Seite 26). In der Praxis wird vieles darauf hinauslaufen, sich bei den Gewerkschaften oder externen Beratern Unterstützung zu suchen.
Kay Meiners
kay-meiners@boeckler.de