Quelle: HBS
Magazin Mitbestimmung: Editorial
Europa ist kein Selbstläufer
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
für Schlagzeilen in der Wirtschaftspresse haben sie längst gesorgt, nun nehmen wir sie mitbestimmungspolitisch unter die Lupe: die Fusion UniCredit/HypoVereinsbank (Seite 10); die angekündigte feindliche Übernahme von Arcelor durch Mittal (Seite 16); die nächste Runde im Standortwettbewerb bei General Motors Europe (Seite 32); die Umwandlung der Allianz AG in eine Europäische Aktiengesellschaft (Seite 44).
Die EU hat in den vergangenen Jahren dazu beigetragen, dass die Partizipations- und Beteiligungsrechte der Arbeitnehmer ausgebaut werden konnten. Sie reiften zu einem wesentlichen Element des europäischen Sozialmodells. Darauf verweist Reiner Hoffmann, der stellvertretende EGB-Generalsekretär (Seite 22). Und warnt zugleich: "Dass dieser Weg in Europa weiter beschritten wird, ist keineswegs ausgemacht."
Umso entscheidender wird sein, wie die Arbeitnehmervertreter und ihre Gewerkschaften in diesen Unternehmen die europäische Karte ausreizen und mit Leben füllen. Denn Arbeitnehmerbeteiligung europäisch zu buchstabieren - das ist fraglos ein höchst sensibles und ambitioniertes Projekt.
Übrigens: Die Hans-Böckler-Stiftung ist an den kleinen Fortschritten in Richtung Europa nicht ganz unbeteiligt. Mit Peter Scherrer, der als EMB-Generalsekretär derzeit alle Hände voll zu tun hat, dass die Arbeitnehmer in der Übernahmeschlacht Mittal/Arcelor nicht unter die Räder geraten, und mit Oliver Röthig von der UNI Finanz, der die Verhandlungen um die mitbestimmungspolitischen Weichenstellungen in der Allianz SE europäisch koordiniert, sind zwei ehemalige Stipendiaten der Stiftung in wichtigen Funktionen in Europa unterwegs.
Auch Norbert Kluge, der am Europäischen Gewerkschaftsinstitut (ETUI) das Projekt "SEEurope" managt, indem er Mitbestimmer aus allen Teilen Europas miteinander in einem Erfahrungsaustausch verbindet (Seite 40), war Stipendiat der Stiftung. Und, last but not least, auch Reiner Hoffmann - siehe oben.
Einem anderen, doch ebenfalls europäischen Gipfel strebt derweil Thomas Oberender entgegen (Seite 60). Auch er ist ein ehemaliger Stipendiat der Stiftung. Ab 2007 wird er Schauspielchef der Salzburger Festspiele. Gut zu wissen, dass das Projekt Europa in guten Händen liegt.
Margarete Hasel
margarete-hasel@boeckler.de