Rätselhaftes Fundstück: Eberts Vermächtnis
Als Reichspräsident Friedrich Ebert 1925 stirbt, sehen viele darin ein Menetekel für die junge, krisengeschüttelte Demokratie. Doch als Vermächtnis des SPD-Politikers entsteht die älteste politische Stiftung Deutschlands. Von Guntram Doelfs
Der Winter hat sich noch nicht ganz verabschiedet, als Friedrich Ebert am 5. März 1925 auf dem Heidelberger Bergfriedhof beigesetzt wird. Nach der Aufbahrung des Toten im Reichspräsidentenpalais und den Feiern in Berlin hat die Reichsbahn den Toten in seine Geburtsstadt zurückgebracht. Die vier Frauen in Trauerflor sind die Witwe Louise, die Tochter Amelie sowie Schwägerin und Schwiegertochter. Rechts daneben sitzt der älteste Sohn Friedrich. Im Hintergrund haben sich Studentenverbindungen und Vertreter des Reichsbanners aufgestellt. Angeschnitten am linken Bildrand, neben Eberts Schwiegersohn, steht der evangelische Stadtpfarrer Hermann Maas, der später für die Teilnahme an der Beisetzung eines aus der Kirche ausgetretenen Katholiken gerügt werden wird.
Ebert, ein Sozialdemokrat und Sohn eines Schneiders an der Spitze des Staates – das wäre unvorstellbar ohne die Revolution vom 9. November 1918, die am Ende des Ersten Weltkrieges die Monarchie beseitigt. Als Staatsoberhaupt hat Ebert alles versucht, um die junge Demokratie zu stabilisieren und mäßigend zu wirken. Er muss aber zwischen 1919 und 1923 mehrere Aufstände von revolutionären Sozialisten und Putschversuche von rechts mit Waffengewalt niederschlagen lassen. Sein Tod mit 54 Jahren ist die Folge einer Blinddarmentzündung. Ebert ist schon länger angeschlagen. Seit Monaten setzen ihm politische Gegner zu, strengen Verleumdungsprozesse gegen ihn an. Am Abend des 23. Februar wird er mit starken Schmerzen in die Charité eingeliefert und operiert. Überraschend stirbt er am Abend des 28. Februar. Sein Tod wird zum Menetekel, denn zum Nachfolger wählen die Deutschen den Monarchisten Paul von Hindenburg.
Eberts Vermächtnis ist eine Stiftung, die nach ihm benannt wird. Ihr Zweck ist es damals, „jungen, befähigten Proletariern Beihilfen für einen Studiengang an staatlich anerkannten Instituten zu geben“, so das SPD-Jahrbuch von 1926. Das Startkapital bilden Spenden der Trauergäste. Bis Ende 1931 werden insgesamt 295 junge Menschen mit rund 52.000 Reichsmark gefördert, dann sind die Mittel der Stiftung wegen der Weltwirtschaftskrise völlig erschöpft. Im Jahr 1933 wird die Stiftung von den Nationalsozialisten nach ihrer Machtergreifung ebenso verboten wie sämtliche übrigen Einrichtungen der SPD.
Rätselfragen
- Wer war im zweiten Wahlgang der Reichspräsidentenwahlen 1925 der Konkurrent Hindenburgs, neben Ernst Thälmann (KPD) als Außenseiter?
- In welchem Jahr wurde die Friedrich-Ebert-Stiftung nach dem Zweiten Weltkrieg als Verein wiedergegründet?
- Wie heißt die Stadt am Rhein, in der die Friedrich-Ebert Stiftung heute ihre Zentrale hat?
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Auflösung der Rätselfragen 6/2024
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