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Jacqueline Schwarz (54) lebt in Berlin und arbeitet als Gärtnerin im Schlosspark Sancoussi Magazin Mitbestimmung

Mein Arbeitsplatz: Die Schlossgärtnerin

Ausgabe 02/2022

Jacqueline Schwarz (54) lebt mit ihrer Partnerin in Berlin. Sie hat schon als Zootechnikerin, Postzustellerin und Tellerwäscherin gearbeitet bis sie ihre Berufung in der Gärtnerei gefunden hat.

Potsdam, Schlosspark Sanssouci Es ist für mich schon ein erhebendes Gefühl, als Gärtnerin im Schlosspark Sanssouci zu arbeiten. Vor allem wenn ich mir vorstelle, wie Besucher, die hierher nach Potsdam kommen, noch in 20 Jahren das anschauen, was ich hier gerade schaffe. Daher bin ich mit dem Herzen dabei, auch weil ich weiß, was ich an diesem Arbeitsplatz habe.

Ich kenne es auch anders: Bevor ich 2014 bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg anfing, habe ich als Gärtnerin in der freien Wirtschaft gearbeitet. Da dachte ich schon bald: Das halte ich körperlich gar nicht bis zu Rente durch. Dort hieß es immer nur: Meter machen! Möglichst schnell und auch in den Pausen. Da blieb überhaupt keine Zeit, wirklich Gärtner zu sein.

Hier im Park Sanssouci musste ich erst wieder lernen, längere Zeit an nur einem Baum zu arbeiten. Und ich habe Zeit, mit dem Mäher Muster im Rasen zu hinterlassen. So etwas wollen die Menschen doch sehen. Außerdem habe ich die Möglichkeit, Kirschbäume mit biologischen Stärkungsmitteln vor Blattläusen zu schützen.

Das Gärtnern habe ich allerdings erst spät entdeckt. Noch in der DDR habe ich Zootechnikerin gelernt, anschließend war ich Postzustellerin und Tellerwäscherin. Erst nach der Wende bin ich zum Gärtnern gekommen und habe eine Ausbildung abgeschlossen.

Ich hätte schon früher in diesem Job landen sollen. Das ärgert mich heute ein bisschen. Auf der anderen Seite habe ich mir dadurch vielleicht den Blick für das Schöne erhalten. Der kann schon mal verloren gehen, wenn man jahrzehntelang dieselbe Tätigkeit ausübt.

Ich liebe den Schlosspark vor allem in den Morgenstunden. Und im Winter, wenn man in einer fast unberührten Schneedecke frische Fuchsspuren findet. Parks besuche ich auch in meiner Freizeit. Ein Park ist wie eine andere Welt.

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