Quelle: ddp/interTOPICS/Jirka Jansch
Magazin MitbestimmungRätselhaftes Fundstück: Die Mauer
Am Abend des 9. November öffnet die DDR ihre Grenzen – es ist der Anfang vom Ende der deutschen Teilung. Das Besteigen der Mauerkrone ist an diesem Abend noch eine gefährliche Angelegenheit. Von Marc von Lüpke
Fast drei Jahrzehnte war sie das Symbol der Spaltung der Welt in den freien Westen und den von der Sowjetunion beherrschten Ostblock – und ein Mittel, die Flucht aus der DDR zu verhindern. Mindestens 140 Menschen verloren an der Berliner Mauer durch fremde Hand ihr Leben.
Am Abend des 9. November 1989 fällt der Betonwall, nachdem Günter Schabowski, Mitglied des Zentralkomitees der SED, am Schluss einer Pressekonferenz zur neuen Reiseregelung, die es „jedem Bürger der DDR möglich macht, über Grenzübergangspunkte der DDR auszureisen“, auf die Frage, wann die Regelung denn in Kraft trete, mit den legendären Worten antwortet: „Das tritt nach meiner Kenntnis … ist das sofort, unverzüglich.“
Nachdem die Nachricht sich verbreitet hat, machen sich Tausende Ostberliner auf den Weg zu den Grenzübergängen. Es sind derart viele, dass sich die völlig überforderten Grenzsoldaten am Übergang Bornholmer Straße entscheiden, die Sperranlagen zu öffnen. Damit ist die Berliner Mauer gefallen. Menschen, die fast drei Jahrzehnte getrennt waren, fallen sich in die Arme.
Zu den Ersten, die den Wall erklimmen, gehören zwei Männer, einer aus dem Osten, einer aus dem Westen: Werner Friedrichsohn aus dem 60 Kilometer entfernten brandenburgischen Buckow und Andreas Baum aus Kreuzberg. „Ich hab’ gemerkt, es geht, du bist oben drauf“, erinnert sich Andreas Baum 30 Jahre später an jenen magischen Moment. Arm in Arm stehen die beiden Männer da. „Die Leute unten haben gejubelt, getanzt und mit Sekt angestoßen.“ Dann sieht Baum, wie auf der Ostseite die Grenzer Feuerwehrschläuche ausrollen. Noch versucht die DDR, das Symbol ihrer Staatlichkeit zu schützen – wenn auch nicht mehr mit Waffen, sondern nur noch mit Wasser. Eine alte Frau reicht Baum ihren Regenschirm hoch. Der Westberliner sitzt auf der Mauerkrone, durch den Schirm halbwegs vor den Wassermassen geschützt, Werner Friedrichsohn hingegen bekommt die volle Wucht der Fontäne in den Rücken. Doch auch der Mann aus Buckow bleibt standhaft.
Andreas Baum lebt noch heute in Berlin-Kreuzberg und kämpft dort gegen Mietwucher und Gentrifizierung. Was aus Werner Friedrichsohn wurde, ist leider nicht bekannt. An jenem Abend vor 30 Jahren haben die beiden mutigen Männer auf der Mauerkrone der Welt vor Augen geführt, dass das Grenzbauwerk seinen Schrecken gerade verloren hatte.
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Auflösung der Rätselfragen 4/2019
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