Quelle: Stephen Petrat
Magazin MitbestimmungMein Arbeitsplatz: Der Plakatierer
Axel Krasselt, 65, lebt mit seiner Frau in Düsseldorf. Seit gut 30 Jahren arbeitet er als Plakatierer.
47803 Krefeld, Mevissenstraße 60
Ich bin seit gut 30 Jahren Plakatierer. Vorher habe ich im Autohandel gearbeitet und anschließend Sonnendächer in Pkw eingebaut. Aber damit war irgendwann Schluss, weil Klimaanlagen zum Standard geworden sind. Ich bin dann über einen Freund zum Plakatieren gekommen.
In unserer Branche läuft fast alles über Subunternehmer mit Werkverträgen und mit Einzelkämpfern, wie ich es bin. Wir werden ausschließlich nach Stückzahl bezahlt. Der Turnus, in dem Plakate geklebt werden, beträgt zehn Tage. Innerhalb dieser Spanne können wir uns unsere Zeit weitgehend frei einteilen. Häufig läuft es auf sechs Tage Arbeit mit je rund elf Stunden hinaus – manchmal sind es aber auch bis zu 15 Stunden. Dafür haben wir dann anschließend aber auch vier Tage frei.
Das Plakat ist eine günstige Werbeform. Deshalb wird es trotz digitaler Konkurrenz eine Zukunft haben. Und deshalb sind wir auch vergleichsweise gut durch die Coronakrise gekommen. Allerdings bringt der Wahlkampf uns weniger Aufträge als in früheren Zeiten. Großplakate, wie sie früher fast an jeder Straßenecke zu sehen waren, werden immer seltener verwendet. Außerdem übernehmen ehrenamtliche Wahlhelfer viel von der Arbeit.
Berufliches Plakatieren ist nicht unbedingt jedermanns Sache. Dafür braucht es Herzblut. Den ganzen Tag Leiter rauf auf bis zu acht Meter Höhe und Leiter wieder runter. Hinzu kommt der Kraftaufwand in den Armen – und das bei jeder Temperatur. Wenn es heiß ist, muss man besonders schnell sein, sonst hält der Leim nicht. Manchmal müssen wir daher auch nachts raus, wenn es kühler ist.
Ich habe in jungen Jahren mehr Plakate pro Tag geschafft als heute, aber letztlich hat mich der Job fit gehalten. Ich gehe nächstes Jahr in Rente. Das Plakatieren mit Disziplin und Fleiß hat mir eine Zukunft gesichert.“