Quelle: HBS
Magazin MitbestimmungOst-Kongo: Coltan finanziert den Krieg
Seit dem Völkermord in Ruanda kommt die Region rund um den Kivu-See nicht zur Ruhe. Schuld daran sind auch die wertvollen Rohstoffvorkommen, die den Krieg zwischen den Bevölkerungsgruppen seit Jahren finanzieren. Von Annette Jensen
Auf wohl keinen anderen Staat trifft das Schlagwort vom „Fluch des Rohstoffreichtums“ stärker zu als auf die Demokratische Republik Kongo. Vor allem das Erz Coltan, dessen metallischer Bestandteil Tantal wichtig für die Handyherstellung wichtig ist, spielt eine fatale Rolle für das zentralafrikanische Land mit seinen 70-Millionen Einwohnern.
Der Abbau von Gold, Kupfer, Uran und Diamanten wurde hier nie systematisch und langfristig entwickelt, sondern es ging seit der über 30 Jahre währenden Diktatur von Präsident Joseph Mobutu vor allem darum, schnell Geld zu machen und die aus dem Verkauf erzielten Reichtümer an staatliche Eliten zu verteilen. Später im Krieg zwischen der Regierung und verschiedenen Warlords im Osten des Landes wurde diese „Strategie“ fortgesetzt. Internationale Firmen kauften Schürfrechte, zogen aber später häufig aufgrund der rechtlichen Unsicherheiten entnervt wieder ab. Ein Großinvestor ist der Schweizer Bergbaukonzern Glencore, dem Entwicklungsorganisationen 2011 Menschenrechtsverletzungen und Steuerunterschlagung vorwarfen; der Konzern bestreitet das.
Viele der schlecht gesicherten Bergwerke im Kongo werden heute von schätzungsweise zwei Millionen Einwohnern ausgebeutet, die oft nicht mehr Werkzeug zur Verfügung haben als Hacke und Spaten. Das ist mit extremen Gesundheitsgefahren für die Betroffenen verbunden und zerstört großflächig die Landschaft. Viele von ihnen werden von Warlords zu der Arbeit gezwungen. Das Geld aus der Rohstoff-Gewinnung finanziert so zahlreiche Milizen, die die Region rund um den Kivu-See seit Jahren terrorisieren, indem sie ganze Dörfer niederbrennen oder Frauen massenhaft vergewaltigen.