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Friseurinnen in Fisher’s Hairdressing Salon in Kent arbeiten während des Blackouts im Schein von Kopflampen. Magazin Mitbestimmung

Rätselhaftes Fundstück: Blackout

Ausgabe 04/2024

Im Jahr 1974 schickt die konservative britische Regierung Millionen Beschäftigte in zwangsweise verordnete Freizeit. Mit einer Dreitagewoche und Stromsperren will Premier Edward Heath die streikenden Bergarbeiter auskontern. Von Guntram Doelfs

Chatham, später Nachmittag: Die Frisur sitzt. Auch von einem erzwungenen Blackout lassen sich an diesem Januartag 1974 die Friseurinnen in Fisher’s Hairdressing Salon in der Grafschaft Kent nicht beeindrucken. Im Licht von Kopflampen, die an die Lampen der Bergleute in den heimischen Kohleminen erinnern, wird weitergearbeitet. An Stromausfälle ist man in Großbritannien gewöhnt. Doch dieser ist anderes – er ist die Folge einer verordneten Dreitagewoche. In den Wintertagen um den Jahreswechsel 1973/1974 kommt es zu einem Kräftemessen zwischen der Bergarbeitergewerkschaft National Union of Mineworkers (NUM) und der konservativen Regierung unter Edward Heath. Die Krise wird Heath zum Rücktritt zwingen.

Die Anfänge des Konfliktes reichen bis in das Vorjahr zurück. Das hoch verschuldete Großbritannien wird von einer galoppierenden Inflation heimgesucht, die Reallöhne fallen dramatisch. Gleichzeitig kommt es infolge des Jom-Kippur-Krieges zur ersten großen Ölpreiskrise. Die britischen Kohlekraftwerke, die die Stromversorgung sicherstellen, sind unersetzbar. Das will die NUM nutzen und ruft Arbeitskampfmaßnahmen aus. Durch Verweigerung von Überstunden sollen die heimische Kohleproduktion halbiert und so höhere Löhne durchgesetzt werden. Weil sich NUM und Regierung
nicht auf einen Kompromiss einigen können, beschließt die Tory-Regierung Maßnahmen zur Sicherung der Energieversorgung, darunter die Dreitagewoche.

Seit dem Jahreswechsel arbeiten viele Briten bei Kerzenschein im Büro und bibbern, eingehüllt in Schlafsäcke und Decken. Die Rolltreppen in den U-Bahnhöfen stehen still. Das Fernsehen stellt um 22:30 Uhr den Betrieb ein. Der Alltag wird auf ein Mindestmaß heruntergedimmt. Schon Mitte Januar sind nach Schätzungen zwei Millionen Menschen arbeitslos, weiteren acht Millionen droht dieses Schicksal. Die Stahlproduktion sinkt auf die Hälfte. Hunderte Unternehmen stehen vor dem Bankrott. Während die Gewerkschaften einen Generalstreik diskutieren, ergreift Heath die Flucht nach vorn und ruft Neuwahlen aus. Die Wahlen enden mit einem Patt, sein Labour-Kontrahent bildet eine Minderheitsregierung. Die neue Regierung hebt die Beschränkungen der Dreitagewoche auf, und die Kohlekumpel bekommen 35 Prozent mehr Lohn.


Rätselfragen:

  1. Wie hieß der Premierminister, der Edward Heath ablöste?
  2. 1984/85 kam es erneut zum Kampf mit den Gewerkschaften. Welchen Spitznamen erwarb sich dabei die regierende Premierministerin?
  3. In welchem Jahr soll die Gewinnung von Strom aus Kohle im Vereinigten Königreich enden?


Alle richtigen Einsendungen, die bis zum 23. September bei uns eingehen, nehmen an einer Auslosung teil.

Preise
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Auflösung der Rätselfragen 3/2024

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