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Gruppenbild  der TiBB-Geförderte mit Ralf Richter, Abteilungsleiter Studienförderung (mitte), beim Einführungsseminar Magazin Mitbestimmung

Förderung: Bildungskick für Azubis

Ausgabe 01/2025

Die Hans-Böckler-Stiftung vergibt Stipendien nun erstmals auch an Auszubildende. Von Andreas Schulte

Emma Holzer leistet Pionierarbeit: Die Werksfeuerwehrfrau bei Saarstahl in Völklingen dürfte die erste Auszubildende in ihrem Job sein, die schon bald beruflich nach San Francisco reist. Im Bildungsurlaub in den USA erwartet die 20-Jährige zum Beispiel ein Sprachkurs und der Besuch bei einigen Hightechfirmen. „Das Schöne am Stipendium ist, dass man Wissen auch außerhalb des eigenen Berufsfeldes vermittelt bekommt“,
sagt sie. Ihr Trip über den Atlantik ist nur ein Teil von „TiBB“. „Talente in der beruflichen Bildung“ heißt die neue Förderlinie der Hans-Böckler-Stiftung.

Das neue Angebot steht im Kontext der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) initiierten und geförderten Öffnung der 13 akademischen Begabtenförderungswerke für junge Talente in der beruflichen Bildung. Es ergänzt die bisherigen Förderlinien der Hans-Böckler-Stiftung, die Stipendien und eine umfangreiche ideelle Förderung für Studierende, Promovierende und junge Menschen auf dem zweiten Bildungsweg umfassen. Damit erfüllt das BMBF eine Verpflichtung aus dem Koalitionsvertrag der Ampelregierung, denn: Die akademische und die berufliche Ausbildung seien auch bei der Begabtenförderung gleichwertig zu behandeln, heißt es dort. Stefanie Nartschik-Mikami, Referatsleiterin innerhalb der Studienförderung der Hans-Böckler-Stiftung weiß, was das für junge Menschen bedeutet: „Viele Auszubildende hören immer wieder Sätze wie etwa: Du machst ja ‚nur‘ eine Ausbildung. Ein Azubi-Stipendium wertet die Ausbildung nun gegenüber dem Studium auf."

Während der Pilotphase wird die Stiftung in den kommenden drei Jahren jeweils 50 Auszubildende aufnehmen und für drei Jahre fördern. Die jungen Beschäftigten erhalten monatlich 300 Euro. Aber im Vordergrund steht die ideelle Förderung“, sagt Stefanie Nartschik-Mikami. „Das Programm soll junge Menschen darauf vorbereiten, berufliche und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.“

Das Kernstück bildet ein umfangreiches Seminarprogramm etwa zur Demokratiebildung. Dieses Modul dauert zwei Jahre und endet mit einem Projekt zur partizipatorischen Stadt. Aber auch praktische Themen kommen auf den Tisch. Die Auszubildenden lernen zum Beispiel, wie sie mit Konflikten am Arbeitsplatz umgehen oder zur Stärkung eines diversen Arbeitsumfeldes beitragen.

Ein Jahr lang hat die Stiftung an den Inhalten für das Stipendium gefeilt. Sie lässt die ersten Jahrgänge wissenschaftlich begleiten, um das Angebot künftig weiter zu verbessern. „Über unsere Netzwerke und die Gewerkschaften haben wir zudem Zugang zu Betrieben
und Unternehmen“, sagt Stefanie Nartschik-Mikami. „Viele Betriebsratsgremien haben unser neues Angebot unter ihren Auszubildenden  publik gemacht.“ Auch betriebliche Akteure sollen die Fähigkeiten der Azubis
einschätzen. Um für ein Stipendium ausgewählt zu werden, müssen die jungen Menschen gute Fachkenntnisse und großes gesellschaftliches Engagement vorweisen. Am Ende der Bewerbung steht ein Auswahlwochenende. Die Auszubildenden müssen sich dort in Teamarbeit und bei Rollenspielen bewähren.

Emma Holzer ist dies gelungen. Die angehende Feuerwehrfrau gehört zu den 50 jungen Menschen, die sich von ursprünglich 350 im Auswahlverfahren durchgesetzt haben. Auf die kommenden Seminare freut sie sich
bereits. „Alle Teilnehmer haben Lust darauf, das hat man schon beim Auswahlwochenende gespürt“ sagt sie.

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Weitere Informationen zum Stipendium, Kontaktadressen und Link zum Bewerbungsportal der Hans-Böckler-Stiftung auf der Projekt-Website unter: www.tibb-boeckler.de

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