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Magazin Mitbestimmung

Böckler-Aktion Bildung: Bildungsaufsteiger

Ausgabe 01/2016

Über 1000 Stipendien für Studierende aus sozial benachteiligten Familien hat die Hans-Böckler-Stiftung bisher vergeben, und fast keiner aus dem Programm Böckler-Aktion-Bildung hat sein Studium abgebrochen. Die Stiftung könnte noch viel mehr tun, auch für jüngst Geflüchtete. Von Jeannette Goddar

 So viele Stipendiaten – das ist ein guter Anlass, Bilanz zu ziehen. Und so nutzte die Hans-Böckler-Stiftung – mitten in der Debatte über die Ausbildung von Geflüchteten in Deutschland – die Gelegenheit, die Böckler-Aktion Bildung (BAB) vorzustellen; und dazu den ersten sowie die 1000. Stipendiatin einzuladen (siehe Porträts). Seit 2007 fördert die Hans-Böckler-Stiftung in einem eigenen Stipendienprogramm Jugendliche, die und deren Familien es scheuen, sich für Bafög zu verschulden und die dann eher nicht studieren. 

Netzwerk voller Gleichgesinnter 

Ein Blick auf die vergangenen acht Jahre der Böckler-Aktion-Bildung macht deutlich, wie erfolgreich junge Menschen sein können: Gerade einmal 1,8 Prozent der BAB-Studenten haben ihr Studium abgebrochen, das ist, angesichts dessen, dass bundesweit jeder vierte angehende Bachelor nicht zu einem Abschluss kommt, fast niemand. Dahinter steckt ein Programm, das den Stipendiaten mehr bietet als den BAföG-Höchstsatz zuzüglich 300 Euro für Studiermaterialien: nämlich ein Netzwerk voller Gleichgesinnter, stiftungsinterne Ansprechpartner auch in sozial schwierigen Lebensla­gen, engagierte Vertrauensdozenten und Seminare in Studiertechniken und Kommunikationskompetenz. Auch Sprachkurse werden, wo nötig, unterstützt. Die Böckler-Aktion Bildung richtet sich nicht gezielt an künftige Studierende aus Zuwandererfamilien. Allerdings: „Drei von vier unserer Stipendiaten sind nichtdeutscher Herkunft, bei steigender Tendenz“, erklärt Sarah Winter, die das Programm koordiniert. Unter denen, die mit Hilfe der Hans-Böckler-Stiftung studieren können, seien Jugendliche, die während ihrer Kindheit von Abschiebung bedroht waren, ebenso wie ehemalige Kindersoldaten und Straßenkinder. 

Potenzielle Studierende, die seit dem vergangenen Sommer nach Deutschland geflüchtet sind, kann die BAB bisher nicht aufnehmen – 15 Monate beträgt für sie die Wartezeit auf BAföG. Bevor die nicht vorbei ist, gibt es auch kein Recht auf ein Stipendium. Wolfgang Jäger, Geschäftsführer der Stiftung, forderte vor der Presse in Berlin, Flüchtlingen einen schnelleren Zugang zu den Hochschulen zu ermöglichen: In Heimen zur Untätigkeit verdammt zu sein, sei „unerträglich“. 

Er wünsche sich zudem, dass vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ein eigenes Stipendienprogramm für begabte Flüchtlinge aufgelegt wird. Die Böckler-Aktion Bildung habe unter Beweis gestellt, wie es gelingen könne, Menschen nichtdeutscher Herkunft „in die Uni zu integrieren – und damit in die Gesellschaft“, sagte Jäger. „Wir trauen uns zu, auch für begabte Flüchtlinge ein passgenaues Angebot zu entwickeln.“ Er begrüßte zugleich, dass das Avicenna-Studienwerk für muslimische Studierende bereits Geld erhalte für die Ausbildung von Flüchtlingslotsen.

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