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Magazin Mitbestimmung

Mein Arbeitsplatz: Als Kellner im Exil

Ausgabe 01+02/2014

Alberto Scoleri, 32, ist eigentlich Fahrzeugdesigner. Seit der Finanzkrise arbeitet er als Hilfskellner im „Pizza Pino“, einem italienischen Restaurant in Lyon. Von Robert Schmidt

Lyon, 106 Rue du Président Édouard Herriot

„Als Hilfskellner bin ich dafür da, den Kellnern die Arbeit zu erleichtern. Ich bereite die Öle vor, den Käse, den Senf, alles, was die Kellner für ihre Arbeit brauchen. Ich mache die Tische sauber und putze die Gläser. Fünf Tage pro Woche: Am Freitag, Samstag und Sonntag arbeite ich von zehn Uhr bis 19 Uhr, zwischendurch habe ich eine Stunde, um zu essen. Danach habe ich zwei Tage frei. Mittwoch und Donnerstag bin ich hier von zehn Uhr bis 15 Uhr auf den Beinen, habe dann zwei Stunden Pause, und arbeite am Abend weiter bis 23 Uhr. Ich mag den Kontakt mit den Restaurantbesuchern, außerdem geht es sehr familiär zu. Die Arbeit ist ziemlich anstrengend, aber manchmal haben wir auch viel Spaß. 

Ursprünglich habe ich etwas ganz anderes gemacht. Ich stamme aus Turin und habe zwei Hochschulen besucht: eine Ingenieursschule und eine für Design. Fünf Jahre lang war ich Fahrzeugdesigner und habe viel für Fiat gearbeitet. Doch seit der Krise gibt es keine Arbeit mehr. Die italienischen Politiker haben sich verrannt. Wir brauchen 20 Jahre, um das wieder aufzuholen.

Ein Jahr war ich ohne Job, dann habe ich mich entschieden, aus dem Land zu gehen. Schließlich habe ich in Turin ein Haus abzubezahlen. Vor zwei Monaten habe ich Italien verlassen. Zwei Freunde waren schon hier, sie haben mir geraten, nach Lyon zu kommen. Von Turin sind das viereinhalb Stunden mit dem Bus. Nach zwei Tagen hatte ich eine Arbeit. Ich will jetzt Französisch lernen, um einen Job als Designer zu bekommen. Ich kenne einen Italiener hier, der für Renault arbeitet. Er hat mir gesagt, dass ich gut Französisch können muss, um dort anzufangen. Ich weiß nicht, ob ich nach Italien zurückgehen werde. Ich will mindestens fünf, zehn Jahre bleiben. Jetzt muss ich erst einmal eine Wohnung finden. Zurzeit wohne ich noch bei einem Freund. Ich habe noch nicht mal meine Koffer ausgepackt.“

 

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