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Magazin Mitbestimmung

Von MARC VON LüPKE: 1918: Weihnachtskämpfe um das Berliner Schloss

Ausgabe 12/2016

Fundstück Die Volksmarinedivision soll die erste Regierung der jungen Republik aus SPD und USDP schützen. Doch die Soldaten sind längst zum Problem geworden.

Von MARC VON LüPKE

Die Soldaten, die am Tag vor dem Heiligen Abend des Jahres 1918 den Hof des Berliner Schlosses besetzt halten, sind keine regulären Truppen. Es sind revolutionäre Matrosen, die jetzt auf eigene Rechnung kämpfen. Sie sind – politisch unberechenbar und selbst immer in Gefahr, vereinnahmt, benutzt oder übervorteilt zu werden. Der Schlossherr, Kaiser Wilhelm II., ist schon lange im Exil in den Niederlanden.  Vertrieben von einer Revolution, die die Matrosen seiner Hochseeflotte begonnen hatten. Eine letzte Schlacht wollten die Admiräle Ende Oktober 1918 gegen die Briten austragen, obwohl der Krieg für Deutschland längst verloren war.

Die kriegsmüden Matrosen löschten das Feuer in den Kesseln und hissten die rote Fahne. Immer mehr Städte hat die Revolution erfasst. Am 7. November wurde in München die Republik ausgerufen, am 9. November protestierten Hunderttausende Arbeiter für Frieden, Abdankung des Kaisers und eine politische Neuordnung in den Straßen Berlins. Um 14.00 Uhr  des gleichen Tages hat der  SPD-Politiker Philipp Scheidemann von einem Balkon des Reichstags die Republik ausgerufen, und zwei Stunden nach ihm der Linkspolitiker Karl Liebknecht, wiederum von einem Balkon des Berliner Schlosses die „freie sozialistische Republik Deutschland“ beschwört.

Die SPD unter ihrem Vorsitzenden Friedrich Ebert will unter allen Umständen einen Bürgerkrieg wie in Russland verhindern.  Bereits am 10. November haben die SPD und die von ihr abgespaltene USPD, der auch Polizeipräsident Eichhorn angehört, eine neue Regierung gebildet – den Rat der Volksbeauftragten.   Zugleich sichert sich Ebert der Loyalität des Militärs gegen Radikale von linker Seite.  Doch die Volksmarinedivision, die die Regierung eigentlich stützen soll, erweist sich als unberechenbar. Während sie zunächst die gemäßigte Sozialdemokratie unterstützt und zwischenzeitlich sogar eine Truppe für eine Konterrevolution im Gespräch ist, tendiert sie bald deutlich weiter nach links.

Als das Foto vom 23. Dezember entsteht, haben die Revolutionäre längst die Weisung erhalten, das Schloss zu verlassen. Doch die weigern sich. Sie meutern, weil der Sold nicht bezahlt worden ist. Im Schloss ist es außerdem zu Diebstählen gekommen. So muss Ebert am Weihnachtsfest reguläre Truppen herbeirufen. Sie können aber das Schloss nicht erstürmen, da die Volksmarinedivision von bewaffneten Arbeitern und anderen Einheiten unterstützt wird. Im Januar 1919 wird Berlin von einem Aufstand revolutionärer Arbeiter erschüttert. Die demokratisch gewählte Nationalversammlung tritt zu ihrer ersten Sitzung am 6. Februar 1919 deshalb nicht in der Hauptstadt zusammen. Die Wahl fällt auf das abgelegene Weimar. So erhält die erste deutsche Demokratie ihren Namen.

Foto: bpk

Rätselfragen

1. Wie heißt der Exilwohnsitz von Kaiser Wilhelm II. in den Niederlanden?

2. In welchem Gebäude in Berlin kamen am 10. November 1918 rund 3000 Arbeiter- und Soldatenräte zusammen, um den Rat der Volksbeauftragten zu bestätigen?

3. In welchem Jahr ließ die SED das in Ost-Berlin gelegene und im Krieg nur wenig beschädigte  Berliner Schloss sprengen?

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Auflösung der Rätselfragen Heft 5/2016

Welser

2002

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Den 1. Preis hat Jana Hoffmann aus Hattingen gewonnen. Je einen 50-Euro-Gutschein erhalten Walter Haas aus Lachendorf, Steffen Kutscher aus Bönnigheim und Lisa Vollmer aus Berlin.

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