Erdgas- und Strom trotz Preisbremsen im Oktober 2023 immens teurer als 2019 - Inflation weiter im Sinkflug: IMK Inflationsmonitor
Mit 3,8 % war die Inflationsrate im Oktober 2023 0,7 Prozentpunkte niedriger als im September 2023 und weniger als halb so hoch wie zu Jahresbeginn.
Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke verteuerten sich im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,4 % (September 2023: 7,7 %), Haushaltsenergie verteuerte sich um 0,1 % (September 2023: +6,3 %). Da der Anteil dieser Güter des Grundbedarfs an den Konsumausgaben von Haushalten mit geringerem Einkommen besonders hoch ist und sich der Preisanstieg von 47,1 % im Oktober 2022 (Haushaltsenergie) bzw. von 21,2 % im März 2023 (Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke) stark verringert hat, haben sich die haushaltsspezifischen Inflationsraten in den vergangenen Monaten merklich angenähert. Die Spanne der haushaltsspezifischen Teuerungsraten ist im Oktober 2023 leicht auf 0,6 Prozentpunkte gestiegen, verglichen mit 3,1 Prozentpunkten auf ihrem Höhepunkt und noch hohen 2,4 Prozentpunkten im März dieses Jahres. Für einkommensschwache Paare mit zwei Kindern ist die Teuerungsrate von 11,0 % im Oktober 2022 auf nunmehr 3,0 % gesunken, für einkommensschwache Alleinlebende von 10,7 % im November 2022 auf 3,2 %. Die höchste Inflationsrate hatten Paare mit zwei Kindern und mit hohem Einkommen zu verzeichnen (3,6 %).
Die Preise für Erdgas, Strom und Nahrungsmittel sind weiterhin deutlich höher als vor den Preisschocks. Dabei sticht der Preis für Erdgas mit einer Verdopplung gegenüber dem Vorpandemiejahr 2019 heraus. Eine vorgezogene Normalisierung der Mehrwertsteuer würde vor diesem Hintergrund bedeuteten, dass die Mehrwertsteuereinnahmen je Kilowattstunde - und damit der Beitrag dieser Steuer zum Gaspreis - bereits ab Januar 2024 rund doppelt so hoch wären wie im Jahr 2019. In der Folge würde die Inflation in den ersten drei Monaten des Jahres um jeweils 0,2 Prozentpunkte höher ausfallen als ohne vorgezogene Normalisierung der Mehrwertsteuer auf Gas und Fernwärme. Da die Belastung durch die Preise für Haushaltsenergie mit sinkendem Einkommen steigt, öffnet sich zudem die soziale Schere wieder.
Angesichts der schwachen Wirtschaft und stark abnehmenden Inflation war es höchste Zeit, dass die EZB ihren Zinserhöhungszyklus beendet hat.
Stichworte: Inflationsmonitor, Inflation, Haushalte, Teuerungsrate, haushaltsspezifische Inflationsraten, Energiepreise, Nahrungsmittelpreise
Quelle
Dullien, Sebastian; Tober, Silke:
IMK Inflationsmonitor
IMK Policy Brief, Düsseldorf, 15 Seiten