Heeg, Susanne : Finanzinvestoren auf dem deutschen Wohnungsmarkt
DOI: 10.5771/0342-300X-2022-3-197
Seiten 197-204
Zusammenfassung
In den 1990er Jahren wurden große Teile des Bestands des ehemals öffentlich finanzierten und Sozialen Wohnungsbaus in Deutschland an Finanzmarktakteure verkauft, deren Geschäftsmodell anfangs vorrangig auf dem sog. Hartz-IV-Modell aufbaute. Inzwischen erfolgt eine Steigerung der Rendite durch eine „Optimierung“ des Bestandes. Dazu gehören ständige Mieterhöhungen, Modernisierungen, Verwaltungsautomatisierung und Standardisierung der Betriebsabläufe. In dem Beitrag werden die Vermarktlichung und Finanzialisierung des Gemeinnützigen Wohnungsbestandes nach 1990 untersucht. Dazu werden grundlegende Änderungen im Management der (ehemals) Gemeinnützigen Wohnungsbauunternehmen sowie die – durch Finanzmarktliberalisierungen ermöglichte – Öffnung des Wohnungsfeldes für Finanzmarktakteure in den Blick genommen. Dies dient dazu, die Durchsetzung neuer Verwertungslogiken in großen finanzmarktbasierten Wohnungsunternehmen und ihr Verhältnis zu Mieter*innen zu analysieren, die zu passiven Kund*innen geworden sind.
Abstract
During the 1990s, the formerly publicly financed and social housing in Germany was sold on a large scale to financial market players whose business models were initially based primarily on the so-called Hartz IV concept. In the meantime, returns are increased by “optimising” the housing stock. This includes constant rent increases, modernisation, administrative automation and the standardisation of operating procedures. The article examines the marketisation and financialisation of the non-profit housing stock after 1990. For this purpose, fundamental changes in the management of the (formerly) non-profit housing companies as well as the opening of the housing field for financial market actors – made possible by financial market liberalisation – are taken into account. This serves to analyse the implementation of new logics of exploitation in large financial market-based housing companies and their relationship to tenants, who have become passive customers.