Quelle: HBS
PodcastsSystemrelevant Podcast: Ungleichheit und Statuskämpfe
Auf dem WSI Herbstforum standen die Diskussionen um Verteilungskonflikte und soziale Teilhabe im Mittelpunkt. Bettina Kohlrausch, Dorothee Spannagel und Jan Brülle vom WSI reflektieren gemeinsam mit Marco Herack über die drängendsten Herausforderungen für unsere Demokratie.
Die Anzeichen für den bevorstehenden Bundestagswahlkampf lassen keinen Zweifel daran, dass Verteilungskonflikte eines der zentralen Themen der kommenden Monate sein werden. Bereits Anfang November wurde auf dem WSI-Herbstforum 2024 über soziale Ungleichheit, Verteilungskonflikte und die dringende Frage, wie die Politik gegensteuern kann, diskutiert. Denn während die Armut weiter zunimmt, gerät die soziale Teilhabe in Deutschland zunehmend unter Druck. Teilhabe ist ein vielschichtiges Konzept: Sie umfasst nicht nur ökonomische Ressourcen, sondern auch soziale und kulturelle Integration. Doch für Millionen Menschen fehlt entweder die Möglichkeit oder das Gefühl, aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
Es geht gar nicht so sehr darum, dass die Menschen wirklich tatsächlich teilhaben, sondern es geht darum, ob sie die Möglichkeit haben, teilzuhaben. [...] Man könnte das vielleicht so ein bisschen mit der Einladung zu einer Party vergleichen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die ungleiche Verteilung von Vermögen und die damit verbundene Frage der sozialen Gerechtigkeit. Die Vermögensungleichheit in Deutschland ist dabei besonders ausgeprägt. Vermögen bietet nicht nur finanzielle Sicherheit, sondern eröffnet gesellschaftliche und politische Möglichkeiten. Während die soziale Mitte schwindet, wachsen die Extreme: Auf der einen Seite nimmt die Armut zu, auf der anderen Seite konzentriert sich der Wohlstand in den Händen weniger Privilegierter.
Es gelingt Rechten offensichtlich gut, diese Statuskämpfe umzudeuten, indem sie da ihre komischen Kulturkämpfe zum Beispiel über das Gendersternchen draufsetzen und das dann Gesellschaften noch mehr letztlich auseinanderfallen und dass das dann eben auch spalterische Tendenzen für Gesellschaften hat.
Doch viele Menschen, die knapp über der Armutsgrenze leben, sehen sich zunehmend bedroht, weiter abzurutschen. Diese Abstiegsängste wirken sich negativ auf ihre Bereitschaft zur gesellschaftlichen Beteiligung aus und machen sie anfälliger für populistische Versprechen. Gerade jene, die noch nicht in Armut leben, aber die Furcht vor einem sozialen Abstieg empfinden, seien häufig die Zielgruppe für rechte Narrative, die ein einfaches Feindbild und ein vermeintlich klares Weltbild bieten.
Wenn es schwierig wird, die Miete zu bezahlen, dann bleibt eben das Engagement eventuell auf der Strecke, weil man da eben nicht nur die Zeit für hat, sondern auch den Kopf einfach dafür nicht hat.
Angesichts der tiefen gesellschaftlichen Spaltungen und der mangelnden politischen Mobilisierung, könnte diese Solidarität ein Schlüssel zu einer gerechteren Gesellschaft sein. Ein erneuter Fokus auf die Verteilung von Ressourcen – sowohl materiellen als auch immateriellen – könnte zu einer stärkeren sozialen Teilhabe und einem besseren demokratischen Zusammenhalt führen.
Trotz der düsteren Analysen es gibt auch Ansätze für Hoffnung und positive politische Maßnahmen. Mehr dazu in der aktuellen Podcastfolge!
Moderation: Marco Herack
Weitere Informationen
Alle Infos zum WSI Herbstforum 2024
WSI Herbstforum Tag 1 (Video)
WSI Herbstforum Tag 2 (Video)
Alle Informationen zum Podcast
In Systemrelevant analysieren führende Wissenschaftler:innen der Hans-Böckler-Stiftung gemeinsam mit Moderator Marco Herack, was Politik und Wirtschaft bewegt: makroökonomische Zusammenhänge, ökologische und soziale Herausforderungen und die Bedingungen einer gerechten und mitbestimmten Arbeitswelt – klar verständlich und immer am Puls der politischen Debatten.
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