Quelle: HBS
Böckler ImpulsInflation: Zeit für die Zinssenkung
Die Preissteigerungen gehen zurück. Nun sollte die Geldpolitik den Fuß von der Bremse nehmen, um die Konjunktur nicht weiter unnötig zu belasten.
Die Inflationsrate in Deutschland hat sich im Februar mit 2,5 Prozent weiter dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von zwei Prozent angenähert. Die Inflationsbelastung verschiedener Haushaltstypen, die sich nach Einkommen und Personenzahl unterscheiden, lag dabei zuletzt relativ nah beieinander. Während einkommensschwache Haushalte im Dezember noch eine geringfügig höhere Inflationsrate schultern mussten als Haushalte mit mehr Einkommen, lag ihre Belastung zuletzt im unteren Bereich: Bei Alleinlebenden mit niedrigen Einkommen belief sich die haushaltsspezifische Inflationsrate im Februar auf 1,6 Prozent, bei Familien mit niedrigen Einkommen waren es 1,8 Prozent. Das ergibt der aktuelle Inflationsmonitor des IMK.
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In der langfristigen Betrachtung waren Menschen mit niedrigen Einkommen von der letzten Teuerungswelle besonders betroffen. Aus Sicht der IMK-Fachleute ist das doppelt problematisch, weil sie meist nur geringe finanzielle Rücklagen haben und den größten Teil ihres Geldes für Alltagsgüter ausgeben, die sich nicht ohne Weiteres durch andere, preisgünstigere Produkte ersetzen lassen.
Dass die allgemeine Inflationsrate von Januar auf Februar um 0,4 Prozentpunkte zurückgegangen ist, liegt vor allem daran, dass die Preise für Energie gesunken sind. Zudem verteuerten sich Lebensmittel zwar um 1,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr, aber auch das stellt eine deutlich geringere Preissteigerung als in den Monaten zuvor dar.
Ohne die vorzeitige Beendigung der Preisbremsen, die Rückkehr zum üblichen Mehrwertsteuersatz bei Speisen in Gaststätten und die höhere CO2-Bepreisung wäre die Inflation um rund einen halben Prozentpunkt niedriger ausgefallen und hätte damit im Februar nahe am Inflationsziel der EZB gelegen.
Für die kommenden Monate erwarten die Forschenden einen weiteren Rückgang der Inflationsraten in Deutschland und im gesamten Euroraum. Daraus leiten sie den Auftrag an die EZB ab, das hohe Zinsniveau zu überdenken. Denn: „Die Inflation im Euroraum geht bereits seit längerem stärker zurück als von der EZB erwartet. Zugleich dämpft die ausgeprägt restriktive Geldpolitik die Wirtschaft, die zum wiederholten Male schwächer ausfiel als in den Prognosen der EZB erwartet.“ Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Stagnation im Euroraum und einer sich abzeichnenden Rezession in Deutschland sollte die EZB zügig die Leitzinsen senken.
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Ab sofort erschließt der IMK-Inflationsmonitor die Trends der Preisentwicklung in interaktiven Grafiken. So lassen sich etwa mit wenigen Klicks Inflationstrends für einzelne Haushaltstypen als Kurven- oder Balkendiagramme darstellen. Die längerfristige Betrachtung zeigt deutlich, dass ärmere Haushalte in der jüngsten Teuerungswelle besonders stark von der Inflation betroffen waren.
Sebastian Dullien, Silke Tober: IMK Inflationsmonitor: Staatliche Maßnahmen verhindern noch stärkeren Rückgang der Inflation im Januar 2024, IMK Policy Brief Nr. 164, Februar 2024
Sebastian Dullien, Silke Tober: Inflation in Deutschland und im Euroraum nähern sich weiter der 2-Prozent-Marke: Zinssenkung überfällig, IMK Policy Brief Nr. 165, März 2024