Quelle: HBS
Böckler ImpulsArbeitsmarkt: Wo Ältere keine Arbeit haben
Im Westen und im Nordosten sind ältere Menschen häufiger arbeitslos als in anderen Landesteilen. Aber: Im Vergleich zu Jüngeren sind sie in manchen Regionen sogar besser dran.
In den letzten beiden Jahrzehnten ist die Erwerbsbeteiligung von Älteren gestiegen, die Arbeitslosigkeit zurückgegangen. Im vergangenen Jahr betrug die Arbeitslosenquote der 55- bis 64-Jährigen rund 6 Prozent – und lag damit in etwa so hoch wie bei den Jüngeren. Je nach Region zeigen sich jedoch große Unterschiede: Während in einigen Gegenden die Älteren stärker von Arbeitslosigkeit betroffen sind als die Jüngeren, gibt es auch Regionen, in denen es umgekehrt ist. Das zeigt die neue Ausgabe des Altersübergangsreports von Susanne Drescher und Martin Brussig vom Institut Arbeit und Qualifikation, den die Hans-Böckler-Stiftung gefördert hat.
Auffällig hoch fällt die Arbeitslosenquote Älterer im Ruhrgebiet mit durchschnittlich rund 8 Prozent oder in der Region Greifswald/Stralsund mit knapp 10 Prozent aus. Niedrig ist sie in den Regionen Ravensburg, Ulm oder Würzburg mit jeweils weniger als 4 Prozent. Ein Vergleich der 55- bis 64-Jährigen mit den 25- bis 54-Jährigen zeigt, dass die Situation in manchen Regionen für beide Altersgruppen sehr ähnlich ist. Vor allem im Südwesten bestehen kaum Unterschiede zwischen Älteren und Jüngeren. Die Arbeitslosenquoten sind hier insgesamt gering – die Arbeitsmarktlage ist für alle gut. Im Gegensatz dazu sind die Älteren in Passau, ebenfalls eine Region mit allgemein gutem Arbeitsmarkt, deutlich häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen als die Jüngeren. Größere Unterschiede zwischen Alt und Jung zeigen sich auch in Gegenden mit insgesamt hoher Arbeitslosigkeit: Während in Greifswald/Stralsund die Älteren noch häufiger keine Arbeit haben als die Jüngeren, sind beispielsweise im Ruhrgebiet oder in Bremen die Jüngeren stärker betroffen.
Innerhalb der Gruppe der Älteren gibt es ebenfalls Unterschiede: So fällt die Arbeitslosenquote der 60- bis 64-Jährigen generell höher aus als bei den 55- bis 59-Jährigen, in manchen Gegenden fast doppelt so hoch. Ein hoher Anteil an Arbeitslosen im rentennahen Alter hängt nach Ansicht der Forschenden auch damit zusammen, dass es die Möglichkeit der Frühverrentung, die anstelle von Arbeitslosigkeit einen alternativen Ausstieg geboten hatte, stark eingeschränkt wurde.
Allgemeine Aussagen zur Arbeitslosigkeit im Alter spiegeln die komplexe Situation oft nicht ausreichend wider, stellen Drescher und Brussig fest. Die Arbeitsmarktpolitik oder auch wirtschaftliche Strategien sollten regionale Unterschiede berücksichtigen. Es gebe Regionen, in denen die Arbeitsmarktlage generell schwierig sei und Programme zur Verbesserung der Beschäftigung auf alle Personen im erwerbsfähigen Alter zielen sollten. In anderen Regionen wiederum sollten verstärkt Programme auf bestimmte Altersgruppen zugeschnitten werden. Hier sollten Betriebe unterstützt werden, Ältere – insbesondere mit gesundheitlichen Einschränkungen – einzustellen beziehungsweise länger zu beschäftigen, so die Forschenden.
Susanne Drescher, Martin Brussig: Regionaler Vergleich: Ältere in sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung und Arbeitslosigkeit, Altersübergangs-Report 03/2022, Dezember 2022